Misereor sieht BRICS-Erweiterung skeptisch

Sorge um Gewährleistung der Menschenrechte

Das Hilfswerk Misereor kritisiert die angekündigte Erweiterung des BRICS-Staatenbundes. Zum 1. Januar treten Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate dem Schwellenländer-Bündnis bei.

Brics-Gipfel in Südafrika, Luiz Inacio Lula da Silva (l-r), Präsident von Brasilien, Xi Jinping, Präsident von China, Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, Narendra Modi, Premierminister von Indien, und Sergej Lawrow, Außenminister von Russland / © Gianluigi Guercia (dpa)
Brics-Gipfel in Südafrika, Luiz Inacio Lula da Silva (l-r), Präsident von Brasilien, Xi Jinping, Präsident von China, Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, Narendra Modi, Premierminister von Indien, und Sergej Lawrow, Außenminister von Russland / © Gianluigi Guercia ( dpa )

"Wir beobachten mit Sorge, dass unter den Ländern, die sich nun für einen Beitritt im BRICS-Bündnis interessieren, ausgerechnet solche mit eingeschränkten Demokratien beziehungsweise Theokratien sind", sagte die Misereor-Abteilungsleiterin für Politik und Globale Zukunftsfragen, Kathrin Schroeder, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Argentinische Flagge / © Mundofoto (shutterstock)

Zuvor hatte das Schwellenländer-Bündnis von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, das 42 Prozent der Weltbevölkerung vereint und für 24 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung steht, bei seinem Gipfeltreffen in Johannesburg beschlossen, zum 1. Januar sechs neue Mitglieder aufzunehmen: Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Weitere Länder bekunden Beitrittsinteresse

Zahlreiche weitere Länder bekundeten laut Südafrikas Regierung ein Beitrittsinteresse.

"Es ist zu befürchten, dass durch eine engere Zusammenarbeit von Regierungen aus solchen Staaten die Akzeptanz für die Achtung, Schutz und Gewährleistung der Menschenrechte noch stärker unter Druck geraten", gab Misereor-Vertreterin Schroeder zu bedenken. Auch könnten gemeinsame Anstrengungen zum Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele in den Hintergrund rücken.

Menschenrechte werden vielerorts eingeengt / © Jens Büttner (dpa)
Menschenrechte werden vielerorts eingeengt / © Jens Büttner ( dpa )

Misereor setze große Hoffnungen in multilaterale Prozesse, "in denen im Prinzip jedes Land dasselbe Stimmgewicht hat", betonte Schroeder.

"Wir wissen natürlich auch, dass die Machtverhältnisse, die von Finanz- und Wirtschaftskraft sowie dem Erbe des Kolonialismus geprägt sind, diese Gleichheit in der Realität oft konterkarieren." Selbstverständlich sei nichts gegen ein selbstbewusstes Auftreten der Staaten einzuwenden. "Schwierig wird es, wenn Zusammenschlüsse Blockbildungen vorantreiben und den Multilateralismus weiter schwächen würden."

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA