Misereor mahnt Umdenken in internationaler Agrarpolitik an

"Bisherige Versuche weitgehend gescheitert"

Das katholische Hilfswerk Misereor hat an die Berliner Agrarministerkonferenz appelliert, bei der Tagung am Samstag nach ganzheitlichen Lösungen für die weltweiten Ernährungskrisen zu suchen. Die Lage habe sich weiter verschärft.

Getreide auf einem Feld / © Dejan82 (shutterstock)

"Bisherige Versuche, die globalen Ernährungssysteme krisenfester zu machen, sind weitestgehend gescheitert", sagte Misereor-Landwirtschaftsexperte Markus Wolter am Donnerstag in Aachen. Klimakrise, Artensterben, Naturzerstörung, Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ukrainekrieges hätten den Hunger in der Welt immer weiter ansteigen lassen.

"Dezentrale und lokal angepasste Lösungen"

Wolter begrüßte, dass sich das am Donnerstag startende Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) und das internationale Agrarministertreffen in Berlin mit der Transformation der Ernährungssysteme befassen wollen.

Er forderte eine strikte Ausrichtung der internationalen Agrarpolitik an den Prinzipien der Agrarökologie, die auf dezentrale und lokal angepasste Lösungen setze. "Was wir stattdessen bislang beobachten, sind vielerorts Maßnahmen, die ein Problem durch ein anderes ersetzen: Dazu gehört zum Beispiel das Setzen auf Kunstdünger in einigen afrikanischen Ländern."

Die Berliner Agrarministerkonferenz befasst sich mit der Bewältigung der aktuellen Ernährungskrise. An der Veranstaltung im Auswärtigen Amt, zu der rund 80 Landwirtschaftsministerinnen und -minister aus aller Welt eingeladen sind, nimmt auch die Landwirtschaftskommissarin der Afrikanischen Union, Josefa Sacko, teil sowie der ukrainische Minister für Agrarpolitik, Mykola Solskyj. Derzeit haben weltweit mehr als 800 Millionen Menschen nicht genug zu essen.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA