MISEREOR im domradio zum Gipfeltreffen

"Es ist gut, dass Europa Lateinamerika wieder entdeckt"

Zum Auftakt des EU-Lateinamerika-Gipfels in Peru ist Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Kirchenvertretern zusammengetroffen. Dabei forderten lateinamerikanische Bischöfe, die Bekämpfung der Armut in der gesamten Region zum Schwerpunkt der weiteren Zusammenarbeit zu machen. domradio sprach mit MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon über Ungerechtigkeit in Lateinamerika und die Ziele des Treffens.

 (DR)

"Es ist gut, dass Europa den Kontinent wieder entdeckt." Lateinamerika sei in den vergangenen Jahrzehnten "von der Bildfläche verschwunden" gewesen, so Bröckelmann. MISEREOR begrüße, dass auf der Gipfel-Agenda neben wirtschaftlichen Fragen auch die der Klimabekämpfung, Armutsbekämpfung und Zukunft der Energieversorgung stünden. "Die Frage ist, welche Schlussfolgerungen gezogen werden."

Wie das bischöfliche Hilfswerk Misereor weiter mitteilte, übergaben die Kirchenvertreter der Bundeskanzlerin und dem Präsidenten des Europäischen Parlament, Hans-Gert Pöttering, eine entsprechende Erklärung.

"Nicht nur der soziale Frieden ist in Gefahr"
An dem Treffen nahmen unter anderen der Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM, Erzbischof Raymundo Damasceno Assis, der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, und Misereor-Geschäftsführer Josef Sayer teil. Besorgt zeigen sich die Bischöfe in ihrem Schreiben über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in Lateinamerika. Dies gefährde den sozialen Frieden.

"Nicht nur der soziale Frieden ist in Gefahr, sondern auch die politische Stabilität demokratischer Systeme in vielen Ländern des Kontinents", heißt es in der Erklärung. Die Gegenwart sei gekennzeichnet durch soziale Konflikte, Umweltprobleme, Korruption, Nahrungsunsicherheit, Arbeitslosigkeit verbunden mit Migration in die USA und nach Europa. Alle diese Faktoren verschärften die Armut und erschwerten ihre Überwindung.

Konkret fordern die Bischöfe unter anderem einen gerechten internationalen Handel, menschenwürdige Arbeit, die Wahrung der Rechte von Migranten und Flüchtlingen sowie eine nachhaltige Sozialpolitik. Auch mahnen sie mehr Beteiligung der Zivilgesellschaft in demokratischen Prozessen und eine ökologisch ausgerichtete Wirtschaft an. Dies umfasse tiefgreifende Veränderungen in den Produktionsmechanismen, im Investitions- und Konsumverhalten.

Besuche in Kolumbien und Mexiko
Der EU-Lateinamerika-Gipfel endet an diesem Samstag. Merkel reist kommenden Dienstag nach Deutschland zurück. Es stehen noch Besuche in Kolumbien und Mexiko auf dem Programm.

Im Vorfeld des Gipfels in Lima hatte sich die Bundeskanzlerin mit Perus Präsident Alan Garcia getroffen. Beide sagten nach dem Gespräch am Donnerstagabend (Ortszeit), an einem Ausbau der bilateralen Beziehungen interessiert zu sein. Garcia betonte vor Journalisten, er hoffe sehr auf höhere deutsche Investitionen in dem Andenstaat. Er begrüßte als ersten Schritt einer intensiveren Zusammenarbeit die Unterzeichnung verschiedener Wirtschaftsabkommen. Dazu gehört auch ein Projekt über 400 Millionen Dollar, mit denen Wüstengebiete in landwirtschaftliche Nutzflächen verwandelt werden sollen.