Misereor-Fastenaktion startet in Münster

"Nicht wir besitzen die Welt"

Das katholische Hilfswerks Misereor hat in Münster seine diesjährige Fastenaktion eröffnet, die den Blick auf die Folgen des Klimawandels für die Armen lenken soll. Das gesellschaftliche Bewusstsein für das Klima und die Schöpfung Gottes müsse sich verändern, mahnte der Münsteraner Bischof Felix Genn in seiner Predigt im Dom.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
 (DR)

"Nicht wir besitzen die Welt, sie ist nur gegeben", so Genn am Sonntag (21.02.2010). Der kollektive Egoismus in den Industriestaaten sei das große Hindernis, an die Auswirkungen des eigenen Handelns auf das Klima in Afrika, Asien und Lateinamerika zu denken.

Die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen West und Süd gehe immer weiter auseinander. Politiker müssten sich, ohne Angst vor Stimmverlusten zu haben, für die neue Ziele im Klimaschutz einsetzen.

Sayser: Wir müssen es wagen
Der Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer erinnerte daran, dass die Menschen in den Entwicklungsländern sich für den Klimaschutz einbringen, indem sie sich für die Erhaltung der Wälder einsetzten.

"Wir müssen es wagen, von Verzicht zu sprechen zugunsten der anderen", rief Bischof Genn die Christen zu Beginn der Fastenzeit auf. Jedes Essen, jede Kleidung könne im neuen Bewusstsein deutlich machen, dass alles nur geschenkt sei. "Wenn wir nicht von Gott her denken, wird die Welt in noch größere Gefahr kommen."

Veranstaltungen und Projekte zum Thema
Neben dem Eröffnungsgottesdienst am Sonntag im Münsteraner Dom bietet Misereor während der sechs Wochen der Fastenzeit bundesweit zahlreiche Veranstaltungen und Projekte zum Thema an. Misereor-Partner aus Brasilien, Indien, Tschad sowie jeweils ein Gast aus Mali, Peru und Vietnam stehen bereit, über ihre Arbeit etwa an Schulen zu berichten. Die große Misereor-Kollekte findet am Samstag und Sonntag, 20. und 21. März, in allen katholischen Gottesdiensten Deutschlands statt.

Mit dem gesammelten Geld werden Projekte des Hilfswerks in den Ländern unterstützt, die gegen den Klimawandel kämpfen oder die Folgen zumindest abzumildern versuchen. Thissen nennt etwa die Organisation LAYA in Indien, die den an den Rand der Gesellschaft gedrückten Adivasi zu mehr Rechten verhilft. Oder im Tschad, wo die Armen darum kämpfen, einen gerechten Anteil an den Einnahmen der Erdölförderung zu erhalten.

Misereor wurde 1958 von den deutschen Bischöfen gegründet. Das Hilfswerk hat seither rund 90.000 Projekte in armen Ländern mit mehr als 5 Milliarden Euro unterstützt. Die Hilfe geht etwa in die Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft, die Ausbildung von Kindern sowie in die Not- und Flüchtlingshilfe. Zudem fördert Misereor Initiativen, die sich für eine Verbesserung der Wohnverhältnisse, der Wasserversorgung und den Schutz der Wasserressourcen einsetzen. Im Bereich Energie setzt Misereor auf erneuerbare Energien.