Misereor beklagt weltweit verschärfte Lage von Geflüchteten

Ukraine-Krieg und Preissteigerungen

Mehr Weitsicht nötig: Das Hilfswerk Misereor ruft zum Weltflüchtlingstag an diesem Montag die Politik dazu auf, neben der Unterstützung für die Ukraine auch Konfliktgebiete außerhalb Europas nicht aus dem Blick zu verlieren.

Geflüchtete aus Äthiopien sitzen am Flughafen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Geflüchtete aus Äthiopien sitzen am Flughafen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Schon vor Beginn des Ukraine-Krieges habe es weltweit mehr Geflüchtete und Binnenvertriebene als je zuvor gegeben, erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Donnerstag in Aachen. "Humanitäre Krisen, etwa im Jemen, in Syrien, in Afghanistan oder im Kongo verschärfen sich zusehends, geflüchtete Menschen sind schon jetzt unterversorgt."

Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die größte Gruppe der Binnenflüchtenden finde immer weniger Gehör bei internationalen Geberkonferenzen, brauche aber dringend eine stärkere finanzielle Unterstützung, mahnte er.

Begrenzte Mittel

Das Welternährungsprogramm müsse derzeit die Versorgung der Menschen im Südsudan verringern, da die Mittel zunehmend begrenzt seien. Auch in West- und Zentralafrika seien die humanitären Bedarfe für das laufende Jahr nach UN-Angaben zu bisher lediglich 18 Prozent finanziert.

Die durch den Ukraine-Krieg abermals gestiegenen Lebensmittelpreise würden zudem insbesondere die Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens absehbar in weitere Krisen und
Versorgungsengpässe treiben.

Das Dach einer zerstörten Schule im Nordosten Charkiws, nachdem die russischen Truppen das Gebiet verlassen haben / © Alex Chan Tsz Yuk/SOPA Images via ZUMA Press Wire (dpa)
Das Dach einer zerstörten Schule im Nordosten Charkiws, nachdem die russischen Truppen das Gebiet verlassen haben / © Alex Chan Tsz Yuk/SOPA Images via ZUMA Press Wire ( dpa )

Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen

"Der Krieg in der Ukraine verschärft den Hunger in der Welt, gefährdet damit die Versorgungslage und somit die Stabilität von Gesellschaften in ohnehin fragilen Kontexten im Globalen Süden", erklärte Spiegel.

Er begrüßte die Bereitschaft der EU-Staaten, Flüchtlinge aus der Ukraine unbürokratisch aufzunehmen und zu integrieren. "Dieser Ansatz mit schnellem Zugang zum Arbeitsmarkt sollte auch für weitere Gruppen angewendet werden", forderte Spiegel und beklagte zugleich: "Derzeit erleben wir eine Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen Schutzsuchender trotz ähnlicher Ausgangslage."

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd