Mirko Bonné über „Nie mehr Nacht“.

Eine Reise ins „Nirgendsland“

„Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Wie im Rausch, einem besinnungslosen Taumel, hatte ich Freunde, Eltern, Beruf, Besitz, mein ganzes Leben hinter mir gelassen. … Und jetzt, wohin jetzt? Nirgendwohin, ins Nirgendsland“. In seinem Roman „Nie mehr Nacht“ nimmt uns Mirko Bonné mit auf eine Reise in die „Traurigkeit und Unauflösbarkeit“ des menschlichen Seins. Sein Held Markus Lee überlebt die ausweglose Situation.

Mirko Bonné / © Schöffling & Co.
Mirko Bonné / © Schöffling & Co.

Die Schwester von Markus Lee hat sich umgebracht. Markus war seiner Schwester sehr nah, näher als erlaubt. Er kann und will nicht wahr haben, dass sie tot ist. Wie Orpheus reist er in die Unterwelt, um seine Eurydike zurück zu holen. Mirko Bonné übersetzt die Sage aus dem klassischen Altertum in die Jetztzeit. Sein Held wirft alle Habseligkeiten fort und löst seine Identität auf, um zu verschwinden.

Mirko Bonne spielt in seinem Roman „mit den Rätseln des Lebens wie mit einer Kugel“. Das ist ein Zitat aus Gottfried Kellers Buch der grüne Heinrich, der für den Ich-Erzähler von großer Bedeutung ist. Zu den Rätseln des Lebens gehört die Frage, warum wir es erdulden müssen, dass die Menschen, die wir lieben, aus dem Leben gerissen werden und wir allein zurück bleiben. Mirko Bonnés Roman handelt aber auch von der Vergangenheit, von jungen Soldaten, die im zweiten Weltkrieg gestorben sind und von der Jugend in drei Jahrzehnten.

„Ich würde mich durchaus als gläubig bezeichnen“, sagt Mirko Bonné im domradio.de Interview: „Die Frage, wie sich Glaube äußert und wie sich Glaube manifestiert, wird in meinem Roman immer umkreist. Da ist eine Leerstelle. Sie äußert sich eher in der Liebe zum Leben und in der Liebe zu den anderen Menschen und Dingen. Und das ist sehr wichtig, dass Markus Lee diese Liebe nicht aufgibt“.