Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff wünscht sich, dass Kirchenvertreter stärker auch in Talkshows präsent sind. "Es fehlt im gesellschaftlichen Diskurs die Anwesenheit von Geistlichen", sagte Haseloff am Donnerstag in Berlin. Es fehle ihm das Mitdiskutieren. Haseloff: "Da sind wir raus". Es seien ja in Deutschland immer noch fast 50 Prozent christlich gebunden, so der CDU-Politiker, der selbst katholisch ist.
Ähnlich äußerte sich der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann. "Die Kirchen müssen sich einmischen", so der Grünen-Politiker, der ebenfalls katholisch ist. Dabei gehe es ihm nicht um tagespolitische Fragen. Kirche müsse aber bei grundsätzlichen Fragen "die Fahne hochhalten". Kretschmann und Haseloff äußerten sich bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie in Berlin.
"Existenzielles Nahrungsmittel"
Haseloff sagte, ihm helfe der Glaube im politischen Alltag. Wenn er in manchen Situationen nicht diesen Halt gehabt hätte, wäre es für ihn teilweise unerträglich gewesen. Gebete und christliche Begleitung durch Seelsorger seien für ihn ein "existenzielles Nahrungsmittel", was ihn aufrecht erhalte.
Er betonte weiter, zu DDR-Zeiten habe er seinen Glauben stets als eine Art Schutzraum empfunden. Das habe er in seiner Familie, aber auch in seiner Kirchengemeinde so gemerkt. Wenn man etwa als Schüler an Fronleichnam zu Hause geblieben sei, habe man gewusst, man werde "am nächsten Tag massakriert und kassiert eine schlechte Note". Da sei es gut gewesen, einen Rückhalt zu haben.