Militärgeistlicher zu den Folgen des Luftschlag von Kundus - Militärbischöfe bei Guttenberg

"Das wird die Soldaten lebenslang beschäftigen"

Der katholische Militärgeistliche Pater Jonathan Göllner rechnet mit starken psychischen Folgen des Luftschlags von Kundus bei allen vor Ort stationierten Bundeswehrsoldaten. "Dieses Ereignis werden wir alle, die zu dem Zeitpunkt dort waren, unser Leben lang nicht mehr vergessen und für den Rest unseres Lebens mit uns tragen", sagte der Benediktiner am Mittwochabend in Berlin. Der 43-jährige Göllner war bis Ende November in Kundus im Einsatz.

 (DR)

Der Einsatz in Afghanistan mache die Soldaten durch solche Ereignisse und das Erleben von brutalen Anschlägen «grau in der Seele», beschrieb der Seelsorger seine Erlebnisse im Einsatzgebiet der Bundeswehr. Bei einem von der Bundeswehr veranlassten Nato-Luftangriff waren am 4. September nahe Kundus weit mehr als 100 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, getötet worden. Göllner gehört seit 1989 der Benediktinerabtei Königsmünster im sauerländischen Meschede an. Bereits 2007 war er als Militärgeistlicher in Afghanistan im Einsatz und begleitete das deutsche ISAF-Kontingent nach Mazar-i -Sharif.

Göllner sprach bei einer Veranstaltung der Benedictus-Stiftung.
Gesprächspartner war Oberstleutnant Markus Werther (46), der 2006 und 2008 als Pressesprecher der deutschen Truppen in Afghanistan eingesetzt war. Die Benedictus-Stiftung wurde 2007 unter anderen von Kardinal Friedrich Wetter, Pater Eberhard von Gemmingen und Alois Glück (CSU) gegründet und will nach eigener Darstellung das christliche Menschenbild in die gesellschaftliche Diskussion einbringen.

Militärbischöfe bei Guttenberg
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat erstmals die Militärbischöfe der beiden großen Kirchen getroffen. Bei dem Informationsaustausch ging es nach Angaben des Katholischen Militärbischofsamts vom Donnerstag unter anderem um die seelsorgerliche Begleitung der Auslandseinsätze, den Lebenskundlichen Unterricht und die Sorge um die Soldaten und Soldatinnen sowie deren Familien. Ob es bei dem Treffen am Mittwoch im Berliner Bendlerblock auch um den von der Bundeswehr veranlassten Nato-Luftschlag vom 4. September mit zahlreichen Toten nahe Kundus ging, wurde nicht mitgeteilt.

Der katholische Militärbischof Walter Mixa und sein evangelischer Amtskollege Martin Dutzmann appellierten demzufolge bei dem Gespräch an die Bundestagsabgeordneten, die wichtige Aufgabe der Bundeswehr deutlicher und stärker als bisher herauszustellen. Beide hätten auch konkret ihre Erfahrungen bei Truppenbesuchen im In- und Ausland geschildert. Weitere Themen waren laut Militärbischofsamt Stellung und Rückhalt der Bundeswehr in der Gesellschaft, die Mandatierung des Afghanistaneinsatzes (ISAF), die Gedenkkultur am Beispiel des Ehrenmals sowie die Bekenntniszugehörigkeit von Soldatinnen und Soldaten in Ostdeutschland.