Malta steht wegen des Festhaltens von Migranten auf Touristenbooten in der Corona-Krise in der Kritik. Mehr als 400 Migranten säßen auf vier privaten Schiffen vor der Mittelmeerinsel fest, manche schon länger als einen Monat, erklärte die Hilfsorganisation SOS Mediterranee am Mittwoch. Die Touristenschiffe seien von der maltesischen Regierung gechartert worden. Die Regierung in Valletta äußerte sich nicht zu dem Fall. Malta hatte sich genauso wie Italien in der Corona-Pandemie zum nicht sicheren Hafen für Migranten erklärt. Das kleine EU-Land macht seit langem Druck auf Brüssel und andere EU-Staaten, dass die Menschen verteilt werden müssten. "Anstatt die Geretteten an einem sicheren Ort an Land zu bringen, wie es das Völkerrecht verlangt, werden sie für politische Verhandlungen unter den EU-Mitgliedstaaten benutzt", kritisierte SOS Mediterranee.
Ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel erklärte, man stehe mit Malta und anderen Mitgliedstaaten in Kontakt. Die Menschen auf den Touristenbooten müssten "so schnell wie möglich" von Bord. Man erkenne zwar die Schwierigkeiten durch die Corona-Krise an, erwarte aber auch, "dass alle Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nach europäischem und internationalem Recht nachkommen". Ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sagte, die Bundesregierung habe zu keinem Zeitpunkt erklärt, die Aufnahme von aus Seenot geretteten Migranten würde eingestellt. Sie sei mit den Mittelmeeranrainer-Staaten, insbesondere mit Italien, weiter im Gespräch, sagte der Sprecher. Deutschland sei bereit, Hilfe zu leisten, allerdings nur "im Rahmen einer europäischen Solidarität". (dpa)