Michael Köhlmeier über Tod und Trauer

Wir wissen weder Tag noch Stunde

„Über zwei Themen rede ich nicht gern. Das ist Sexualität und Religion“, sagt Michael Köhlmeier im domradio.de Interview: „Ein darüber Reden ist ein Rationalisieren. Und dann habe ich das Gefühl, es zerrinnt mir in den Fingern wie Sand und am Schluss ist der Skeptiker übrig, der über diese wunderbaren religiösen Empfindungen, die er vorher noch hatte, nicht mehr verfügt“. Religiöse Schriften gebe es unendlich viele, meint der Schriftsteller, aber alle Schriften seien nicht in der Lage ein Gefühl von „Gottnähe“ zu ersetzen.

Michael Köhlmeier / © Peter-Andreas Hassiepen
Michael Köhlmeier / © Peter-Andreas Hassiepen

Köhlmeier fordert uns dazu auf, das Leben genau anzuschauen, das Wunder der Natur, das uns die Naturwissenschaft eröffnet, in dem sie uns die Schöpfungsgeschichte des Daseins erzählt. Dagegen sei jede Mythologie ein „Kinkerlitzchen“. Natürlich könne es sein, dass unsere Welt aus den Zufällen der Evolution entstanden sei: „Aber dann ist dieser Zufall doch alles andere als banal, sondern ein Zufall, den man auch Gott nennen kann“.

In seiner Novelle: „Idylle mit ertrinkendem Hund“, schreibt Köhlmeier über den Tod seiner Tochter Paula. Mit 21 Jahren verunglückte sie bei einem Bergunfall. „Wenn ich der Meinung bin, dass es gerade die Kunst und die Literatur ist, die die ganz tiefen, die großen Ereignisse darstellen kann und Worte finden kann für das Wortlose, dann ist es für mich als Schriftsteller nahezu eine Verpflichtung darüber zu schreiben“, sagt Köhlmeier. Im domradio.de Interview erzählt er, wie er erlebte, dass auf einem Spaziergang in einer Winteridylle ein Hund zu ertrinken drohte. „Plötzlich ist dieser Hund nicht nur ein Hund sondern steht für das Leben schlechthin“.