Michael Broch wird neuer Direktor in katholischer Journalistenschule

"Keine Schule für unkritischen Journalismus"

Nach mehrmonatiger Vakanz hat die katholische Journalistenschule in Deutschland, das "Institut zur Förderung des Publizistischen Nachwuchses" , einen neuen Geistlichen Direktor: Michael Broch, Rundfunkpfarrer beim SWR, über die Ziele seiner Leitungsaufgabe.

 (DR)

KNA: Herr Broch, mit welchen Erwartungen und Zielen beginnen Sie im April Ihre neue Aufgabe?
Broch: Ich freue mich auf die anspruchsvolle Arbeit, in der Ausbildung von jungen Journalisten mitzuwirken. Dabei ist mir wichtig, als Seelsorger und Theologe in spirituellen Fragen Ansprechpartner zu sein. Und ich will dabei sein, wenn es in der Ausbildung um ethische Fragen geht. Zum Beispiel die Berichterstattung im aktuellen Missbrauchsskandal: Da ist ein ethisch verantwortlicher Journalismus gefragt, der für eine rückhaltlose Aufklärung eintritt, zugleich bei Recherche und Veröffentlichung aber die Menschenwürde aller Beteiligten wahrt, vor allem die Opfer im Blick hat und auf Pauschalurteile und Rundumschläge verzichtet.

KNA: Was unterscheidet das ifp von anderen Journalistenschule?
Broch: Erste Priorität muss aus meiner Sicht haben, dass wir - wie andere Schulen auch - eine Journalistenausbildung auf höchstem fachlichen Niveau anbieten. Bei uns tritt aber als zweites hinzu, dass diese Ausbildung auf einem Hintergrund geschieht, der ethische Maßstäbe und Werte kennt und nach Sinnperspektiven fragt. Das heißt nicht, dass wir nur gläubige Kirchgänger ausbilden wollen. Jemand, der aus einer ethischen Perspektive heraus arbeitet, berichtet aber sicherlich anders als jemand, der in der Oberflächlichkeit aufgeht und nur an den Markt denkt.

KNA: Sie werden die Journalistenschule gemeinsam mit der Publizistischen Direktorin Elvira Steppacher leiten. Wie teilen Sie sich die Aufgaben auf?
Broch: Das wird sich während der Arbeit zeigen. Aber ich stehe voll hinter dem neuen Konzept der Doppelspitze. Dadurch können journalistische und theologisch-spirituelle Kompetenzen zusammenkommen und sich positiv ergänzen.

KNA: Wiederholt gab es innerkirchliche Kritik an der Journalistenschule - oft verbunden mit der Frage, ob hier nicht Geld eingespart werden könnte?
Broch: Ich kenne wenige Bereiche, in denen Kirche sinnvoller investieren könnte. Wo, wenn nicht an einer Journalistenschule, werden wichtige Multiplikatoren erreicht? Gerade weil die Medien immer mehr die öffentliche Meinung bestimmen, muss sich Kirche hier engagieren, indem sie zu einem verantworteten Journalismus in Deutschland beiträgt. Das verstehe ich als Teil einer weltoffenen Katholizität. Bei mancher Kritik am ifp mag auch fehlendes journalistisches Grundverständnis eine Rolle gespielt haben. Denn guter Journalismus muss unabhängig und kritisch sein. Eine Schule für unkritischen Journalismus kann es nicht geben.

KNA: An wen richten sich die Ausbildungsangebote?
Broch: Natürlich nicht ausschließlich an Journalisten von kirchlichen Zeitschriften. Ich habe keine Berührungsängste mit säkularen Medien. Das ist mir sogar lieber als eine binnenkirchliche Situation. Kirche will sich nicht in fromme Nischen zurückziehen. Die Schule muss attraktiv sein, für Journalisten aus allen Bereiche und aus allen Medien.

Das Gespräch führte Volker Hasenauer.