So gab es laut dem Statistischen Landesamt im Frühjahr 2009 in NRW in 9583 Einrichtungen der Kindertagesbetreuung 80 199 pädagogische und Verwaltungsmitarbeiter - nur 2302 davon waren Männer.
"Das sind noch mehr als ich gedacht habe", sagt Breulmann und lacht. Wo der nächste Mann in vergleichbarer Stellung ist, weiß er aber auch nicht. Dass Breulmann in der Kindererziehung arbeitet, war zu Beginn seiner Berufslaufbahn keineswegs vorgezeichnet. Auf "Umwegen" ist er vielmehr zum Pädagogen geworden.
Zivildienst stößt Idee an
Datenverarbeitungskaufmann hatte der 37-Jährige ursprünglich gelernt, als er in einer Behinderten-Wohngruppe seinen Zivildienst antrat. Die Sozialarbeit gefiel ihm so sehr, dass sich eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger und viereinhalb Jahre Dienst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie anschlossen. Es folgten drei Jahre Gruppen- und Schulklassen-Betreuung in einer Freizeiteinrichtung am Alfsee bei Osnabrück. Dabei stellte er fest, dass er lieber Kinder in einem Alter betreut, "in dem ich erzieherisch direkter etwas bewirken kann". Das tat er dann mehr als drei Jahre als Integrationsfachkraft in einem Kindergarten.
Als "glücklichen Zufall, den wir sehr begrüßt haben", bezeichnet die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Maria-Theresia Bögel, die Bewerbung Breulmanns um die Leiterstelle in Ibbenbüren. "Kindergarten und Grundschule, fast überall nur Frauen", sagt Bögel. Doch ihre Pfarrgemeinde hatte bei der Besetzung der Leiterstelle sogar die seltene Auswahl zwischen zwei Männern. Letztlich habe der "ganz andere Blick" überzeugt, den der 37-jährige Breulmann aufgrund seiner Vorbildung auf die Kindergarten-Arbeit hat.
Auch seine zwei Jahrzehnte währende Erfahrung als Leiter von Jugend- und Gospel-Chören sprach für ihn. Denn die Tageseinrichtung soll möglichst bald als musikalischer Kindergarten zertifiziert werden.
"Nicht automatisch Hahn im Korb"
Trotz seiner besonderen Stellung: Bei elf Mitarbeiterinnen sei er "nicht automatisch Hahn im Korb. Das muss man sich erarbeiten", bekennt Breulmann nach den ersten Tagen in seinem neuen Job. Interessiert verfolgten die Kolleginnen, wie er die Sache angeht, verstünden seine Perspektive aber auch als Bereicherung. "Männer sind viel klarer gegenüber Kindern, sowohl in ihrem Verhalten als auch in ihren Aussagen", erklärt Breulmann, der selbst bislang keine Kinder hat.
Für 83 Kinder ist Breulmann nun zuständig. Besonders die Jungen hätten schnell Kontakt zu ihm aufgenommen, erzählt er. "Mädchen gucken erst mal, wie sich das so entwickelt." Immerhin ist er für einige der Kinder ein wichtiger männlicher Orientierungspunkt - angesichts immer mehr alleinerziehender Mütter fehle bei der Erziehung dieser Kinder oft der männliche Part. Und die Eltern reagierten angenehm überrascht und neugierig auf den männlichen Kindergarten-Chef.
Michael Breulmann ist Leiter eines katholischen Kindergartens in Ibbenbüren
Auf "Umwegen" in Frauendomäne
Michael Breulmann ist ein Exot. Der 37-Jährige ist seit Anfang März Leiter eines Kindergartens der katholischen Pfarrgemeinde Ss. Mauritius-Maria Magdalena im münsterländischen Ibbenbüren und damit in einem Berufsfeld tätig, das ansonsten fest in Frauenhand ist.
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