Mexikos Bischöfe kritisieren Trumps umstrittenen Plan

"Eine Mauer wird die Probleme nicht lösen"

Der Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko wird nach Einschätzung der mexikanischen Bischöfe den Flüchtlingsstrom nicht stoppen. Im Interview fordert der Generalsekretär der Mexikanischen Bischofskonferenz zu mehr Zusammenarbeit auf.

Grenze zwischen Mexiko und den USA  / © Gregory Bull (dpa)
Grenze zwischen Mexiko und den USA / © Gregory Bull ( dpa )

KNA: Welche Position vertreten die Mexikanischen Bischöfe gegenüber dem von US-Präsident Donald Trump angekündigten Mauerbau an der Grenze?

Weihbischof Alfonso Gerardo Miranda (Weihbischof aus Monterrey): Als Mexikanische Bischofskonferenz haben wir dazu eine eindeutige Meinung: Den Bau einer Mauer halten wir für eine Aktion, die aus verschiedenen Gesichtspunkten nicht korrekt und zielführend ist. Die Kirche steht bereit, Brücken statt Mauern zu bauen. Eine Mauer bedeutet mehr als eine Trennung zweier verbrüderter Völker. Es gehen nicht nur Geschäfte verloren, es ist auch eine Art der Demütigung. Wir sind damit nicht einverstanden und wollen das auch nicht akzeptieren.

KNA: Welchen Einfluss hätte der Bau einer Mauer auf den Drogenhandel?

Miranda: Zuvor muss man festhalten: Eine solche Mauer schließt nicht nur die Türe für Mexiko, sondern für ganz Zentralamerika und Lateinamerika. Der Drogenhandel wird sich dagegen andere Türen suchen: mit dem Schiff, mit dem Flugzeug. Ist der Landweg verschlossen, wird der Drogenhandel eben auf das Wasser oder die Luft ausweichen, es werden dann eben andere Bereiche korrumpiert. Eine Mauer wird aus meiner Sicht die Probleme nicht lösen, auch nicht den Zustrom von Flüchtlingen, oder den Waffenhandel.

KNA: Welche Alternative können Sie vorschlagen, damit eine Mauer überflüssig wird?

Miranda: Eine Mauer kann niemals eine Alternative sein. Die Alternative muss immer die Zusammenarbeit sein. Was die Bedrohung eines Mauerbaus schon jetzt bewirkt, ist, dass wir mit den USA auf verschiedenen Bereichen enger zusammenrücken, zum Beispiel auf der Ebene der Bischofskonferenzen der beiden Länder. Wir werden dazu zum Beispiel in Kürze ein Zusammentreffen der Grenzbischöfe aus beiden Ländern haben. Auch auf politischer Ebene gibt es den Austausch auf verschiedenster Ebene, um eine solche Mauer zu verhindern. Die Alternative kann deshalb nur lauten: zusammenarbeiten, zuhören, Alternativen suchen, Verbesserungsvorschläge unterbreiten.

Und was die Kritik am Freihandelsabkommen angeht, von dem der Präsident sagt, es sei sehr schlecht, kann ich nur sagen, dass die wirtschaftlichen Beziehungen untereinander sehr bedeutend sind. Die Amerikaner sind in vielen Plätzen und Regionen Mexikos zu Hause. In La Paz, in Baja California zum Beispiel - dort sind die Amerikaner überall mit ihren Yachten, ihren Häusern und Kolonien. Auch in anderen Regionen des Landes haben sich die guten Beziehungen mit den USA zementiert und sind weiter gewachsen.

KNA: Was denken die Mexikaner über die Worte des neuen Präsidenten der USA insbesondere mit Blick auf die Kriminalität? Er hat gesagt, die mexikanischen Einwanderer seien Mörder.

Miranda: Das ist schlicht und einfach falsch. Das können wir nicht akzeptieren. Die Mexikaner sind ein Teil des Volkes, der hart arbeitet. In vielen Regionen der USA sind die mexikanischen Migranten eine wichtige Grundlage für das Wirtschaftswachstum. Es gibt Mexikaner in allen Bereichen der Gesellschaft, Unternehmer und Arbeiter. Und diejenigen, die Straftaten begehen, müssen natürlich dafür bezahlen. Man kann nicht sagen, die Mexikaner sind alle schlecht.

KNA: Kann sich die gegenwärtige Krise auch als eine Chance für Mexiko herausstellen?

Miranda: So ist es. Es zeigt sich ja schon jetzt, dass die Märkte in Europa, der riesige Markt in Asien, eine große Chance für Mexiko sind, wirtschaftlich weiter zu wachsen. Dank des Freihandelsabkommens haben sich Mexikaner als wichtige Unternehmer auf weltweitem Niveau etabliert. Das alles stärkt unsere Kräfte, unseren Glauben und unsere Arbeit.

KNA: Wenn Sie persönlich die Möglichkeit hätten, dem neuen US-Präsidenten eine Botschaft zu übermitteln, was würden Sie ihm sagen?

Miranda: Ich würde ihn im Namen der katholischen Kirche in Mexiko grüßen. Ich würde ihm sagen, dass er über alles, was er tut und sagt, genau nachdenken soll. Denn er ist der Führer einer Supermacht. Und all seine Entscheidungen haben weltweite Auswirkungen. Ich würde ihn deshalb bitten, dass er seine Arbeit und seine Entscheidungen genau abwägt. Jeder hat zum Beispiel das Recht, sein Volk zu schützen, aber nicht um den Preis von Bedrohung, Beschädigung von Beziehungen oder - im Falle von Mexiko - um den Preis von Spaltung. Ich würde ihm sagen, dass wir für ihn beten, damit seine Entscheidungen den richtigen Weg nehmen für das Wohl aller Völker.

Das Interview führte Tobias Käufer.


Alfonso Gerardo Miranda Guardiola / © Tobias Käufer (KNA)
Alfonso Gerardo Miranda Guardiola / © Tobias Käufer ( KNA )
Quelle:
KNA