Merkel: EU muss Flüchtlingen vernünftige Bedingungen bieten

"Glaube gibt Orientierung"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Flüchtlingssituation in Europa als "sehr unbefriedigend" kritisiert. Angesichts der größten Flüchtlingsströme seit dem Zweiten Weltkrieg müssten sowohl die Lasten in der EU gerecht verteilt als auch die Bedingungen in den Herkunftsstaaten verbessert werden.

Flüchtlingsheim in NRW (dpa)
Flüchtlingsheim in NRW / ( dpa )

"Wir müssen auf der einen Seite den Flüchtlingen dort, wo sie ankommen, vernünftige Bedingungen bieten und auch eine Fairness zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union entwickeln", erklärte die Kanzlerin in ihrem am Samstag veröffentlichten wöchentlichen Video-Podcast. "Gleichzeitig müssen wir aber die Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpfen, denn wir können natürlich nicht allen Menschen helfen, deren Lebensbedingungen schlechter sind als die in Europa." Daher sei es wichtig, sich mit Entwicklungshilfe und politischer Kooperation für Stabilität in den Herkunftsstaaten einzusetzen. Beispielhaft nannte Merkel Libyen und Eritrea.

Zunehmende Säkularisierung

Mit Blick auf ihre Privataudienz im Vatikan am 21. Februar sagte Merkel, sie freue sich darauf, mit Papst Franziskus über die Agenda für die deutsche G-7-Präsidentschaft zu sprechen. Der Papst interessiere sich für Themen wie Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Gesundheit, mit denen sich auch die sieben führenden Industriestaaten beschäftigten.

Auf die Frage der katholischen Theologin Sara Han, ob sie die Sorge von Gläubigen verstehe, dass die Praxis ihres Glaubens immer mehr in Frage gestellt werde, sagte Merkel, es sei "unbestritten, dass wir eine wachsende Säkularisierung haben". Das führe dazu, dass diejenigen, die früher ganz selbstverständlich in der Mehrheit gewesen seien, "heute an manchen Stellen schon in die Minderheit geraten".

Bildung und Toleranz

Wichtig sei daher eine gute Allgemeinbildung über die monotheistischen Religionen und vor allem über die Wurzeln von Christen- und Judentum, erklärte die Kanzlerin: "Genauso, wie wir natürlich eine große Toleranz zu dem Islam haben, der noch nicht so lange bei uns zu Hause ist - jedenfalls nicht mit vier Millionen Menschen, die im Grundsatz dem islamischen Glauben verpflichtet sind". Alle Religionen könnten nur gut zusammenleben, wenn sie auf dem Boden des Grundgesetzes arbeiteten.

Ihr als evangelischer Christin sei persönlich der Glaube "in der Frage der eigenen Lebensführung eine wichtige Sache", sagte Merkel. Gott gebe ihr Orientierung, Halt und Zutrauen.


Quelle:
epd