Menschenrechtler will Stellung ungeborenen Lebens klären

Bioethikdebatte mit offenem Ende

Der Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Heiner Bielefeldt, hat eine stärkere Diskussion über die rechtliche Stellung des ungeborenen Lebens gefordert. "Das ist eine riesengroße Herausforderung", so Bielefeldt. Die Menschenrechts- und die Bioethikdebatte müssten miteinander in Verbindung gebracht werden. Im domradio erläutert Bielefeldt die Standpunkte der Menschenrechtler und des Vatikans.

 (DR)

Die meisten Menschenrechtskonventionen lassen nach Bielefeldts Worten die Frage des Schutzes von ungeborenem Leben offen. Auch amnesty international klammere sie aus, sagte er mit Blick auf die Differenzen mit dem Vatikan in der Abtreibungsfrage. Amnesty will sich künftig dafür einsetzen, dass Frauen nach Vergewaltigung, Inzest oder in Notlagen einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch vornehmen können.

Bielefeldt sieht darüber hinaus großen Diskussionsbedarf im Zuge des medizinischen Fortschritts. "Ich glaube, dass auch in der Frage des Embryonenschutzes in Forschung und Fortpflanzungsmedizin die rechtliche Bewertung des vorgeburtlichen Lebens neu aufgerollt werden muss", sagte er. Auch mit der geplanten Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention kämen auf Deutschland eine Menge ethisch-juristischer Fragen zu.
Frauen dürften nicht "zum Materiallager für die Pharmaindustrie" degradiert werden. "Ich glaube, dass die Möglichkeiten der Reagenzglasdiagnose unser Selbstverständnis und unsere Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde sehr stark beeinflussen werden", sagte Bielefeldt.