Menschenrechtsaktivisten haben vor einer Gewalteskalation zwischen Hindus und Christen in Ostindien gewarnt. Im Bundesstaat Manipur an der Grenze zu Myanmar sei es seit Anfang September zu Kämpfen bewaffneter Gruppen beider Konfessionen gekommen, bei denen mindestens elf Personen getötet wurden, berichtete Human Rights Watch am Samstag.
Die Menschenrechtler führen die jüngste Eskalation in erster Linie auf eine Diskriminierung der christlichen Minderheit durch die von der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Partei dominierte Regierung des Bundesstaates zurück. Diese folge der Linie von Indiens Premierminister Narendra Modi, der ebenfalls der Partei angehört.
Dabei werde die Hindu-Mehrheit gegenüber anderen Glaubensgruppen bevorzugt. Unter anderem erhielten in Manipur Angehörige der hinduistischen Meitei Volksgruppe Land in überwiegend von den christlichen Kuki-Zo bewohnten Gebieten zugesprochen.
Ausgangssperre und eingeschränkter Zugang zu Internet
Den Christen im Bundesstaat wirft die Regierung zudem vor, widerrechtlich christliche Flüchtlinge aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Myanmar aufzunehmen sowie in Drogenhandel und illegale Abholzung verstrickt zu sein.
Als Reaktion auf die Gewalttaten habe die Regierung des Bundesstaates Anfang der Woche in betroffenen Teilen des Bundesstaates eine noch bis Sonntag geltende Ausgangssperre verhängt sowie den Zugang zum Internet eingeschränkt.
Durch diese Maßnahmen werde die Situation jedoch nur verschlimmert, warnt der stellvertretende Asien-Direktor von Human Rights Watch, Meenakshi Ganguly. "Anstatt die gefährdeten Gemeinschaften zu schützen und die Rechtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten, hat die Regierung den seit langem bestehenden Hass und das Misstrauen zwischen den Gemeinschaften durch ihre Maßnahmen noch verstärkt."
Seit dem Ausbruch des Konflikts in Manipur im Mai 2023 wurden nach Angaben der Organisation über 200 Menschen getötet. Mehr als 60.000 Menschen seien vertrieben worden und müssten derzeit in Flüchtlingslagern leben. Häuser und Einrichtungen der christlichen Kuki-Zo, auch Kirchen, seien verwüstet und niedergebrannt worden.