Menschenrechtler kritisieren Blasphemieprozess wegen Film

Filmemacher aus Malaysia angeklagt

Internationale Menschenrechtsorganisationen fordern die sofortige Einstellung eines Gerichtsverfahrens wegen Blasphemie gegen zwei malaysische Filmemacher. Religiöse Gefühle anderer würden durch den Film verletzt, heißt es.

Symbolbild Filmrolle / © Fer Gregory (shutterstock)

"Minderheitengruppen und Personen, die unpopuläre Meinungen vertreten, werden oft unverhältnismäßig stark ins Visier genommen", heißt es in einer am Mittwoch auf der Plattform X veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von neun Organisationen.

"Blasphemiebestimmungen fördern Intoleranz, indem sie die Rechte auf Meinungs-, Gedanken- und Religionsfreiheit einschränken", so das malaysische "Zentrum für unabhängigen Journalismus", Amnesty International, Human Rights Watch, "Sisters in Islam" sowie fünf weitere Gruppen.

Ein Jahr Haft droht

Regisseur Khairi Anwar Jailani und Produzent Tan Meng Kheng wurden am Mittwoch wegen ihres Films über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, darunter dem Islam, wegen "Verletzung religiöser Gefühle anderer" angeklagt. Sie seien nach Anhörung am Montag gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden, berichteten malaysische Medien.

Zudem habe das Gericht den 31 beziehungsweise 36 Jahre alten Angeklagten verboten, öffentlich über ihren Fall zu sprechen. Im Falle einer Verurteilung drohe den Filmemachern ein Jahr Haft.

Nie in malaysischen Kinos gelaufen

Der Film "Mentega Terbang" (ein malaiisches Wortspiel mit der Bedeutung "Schmetterling") handelt von einem 15-jährigen Mädchen, das mit seinen Eltern über das Leben nach dem Tod aus der Perspektive verschiedener Religionen spricht, während es darum kämpft, mit seiner sterbenden Mutter klarzukommen.

Der 2021 veröffentlichte Film wurde von den islamischen Religionsbehörden heftig kritisiert und im September 2023 vom Innenministerium verboten. In malaysischen Kinos wurde er nie gezeigt. Auf der Hongkonger Streaming-Plattform Viu wurde er Berichten zufolge bereits im Februar 2023 entfernt. Auf dem internationalen Videoportal Youtube war "Mentega Terbang" jedoch mit Stand 17. Januar weiterhin verfügbar.

Im multiethnischen und mehrheitlich islamischen Malaysia sind Religion und ethnische Herkunft äußerst sensible Themen. Bei der letzten Parlamentswahl wurde die islamistische Partei PAS stärkste Oppositionskraft. Laut Beobachtern instrumentalisieren PAS und andere Oppositionsparteien die Religion zur Unterminierung der multiethnischen und multireligiösen Regierung von Premierminister Anwar Ibrahim. Anwar reagiert auf diese Angriffe mit einer zunehmend konservativen Religionspolitik.

Blasphemie

Der Ausdruck "Blasphemie" stammt aus dem Griechischen und heißt so viel wie „schmähen, lästern“. Heute findet das Wort ausschließlich Verwendung als Fachbegriff für die Gotteslästerung.

Blasphemische Äußerungen sind also Gott lästernde, Heiliges verhöhnende Worte. Wo wie in der Antike die (religiöse) Kultgemeinde mit der politischen Gemeinschaft zusammenfiel, galt die Blasphemie zugleich als politisches Delikt, das hart zu ahnden war. Auch im Alten Testament wurde die Gotteslästerung mit dem Tod bestraft.

Symbolbild: Blasphemie / © SNeG17 (shutterstock)
Quelle:
KNA