Ikonen, Gemälde, Zeichnungen
Unter dem Titel "Russlands Seele - Ikonen, Gemälde, Zeichnungen aus der Tretjakow-Galerie" präsentiert die Bundeskunsthalle einen faszinierenden Ausschnitt aus der inzwischen mehr als 150 000 Exponate umfassenden Sammlung dieses staatlichen Moskauer Kunsthauses. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf die Wurzeln der Sammlung mit russischer Kunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
"Wir haben den Schwerpunkt auf die realistische Malerei gelegt, die auch von Tretjakow selbst sehr geschätzt wurde", erläutert Intendant Wenzel Jacob die Auswahl. Es sei der unverfälschte, dokumentarische Blick der russischen Maler dieser Zeit auf die russische Seele, der auch heute noch seine Wirkung zeige.
So dürfen nun in Bonn bis einschließlich 26. August Meisterwerke wie Ilja Repins großformatige "Kreuzprozession im Gouvernement Kursk" oder Iwan Kramskois menschlicher, in sich selbst versunkener "Christus in der Wüste" ihren Glanz in den Räumen der Bundeskunsthalle verbreiten. Ein Höhepunkt ist auch Wassili Wereschtschagins eindringliche "Apotheose des Krieges" - eine Pyramide aus Schädeln, auf der eine Gruppe von Raben nistet.
Motive wie die Armut des bäuerlichen Lebens
Die realistische Malerei in Russland ging aus einer künstlerischen Revolution hervor, die in die so genannte Wanderer-Bewegung mündete. Absolventen der Kaiserlichen Kunstakademie Sankt Petersburg rebellierten in den 1860er Jahren gegen den herrschenden akademischen Formenkanon und strebten mehr Wirklichkeitsnähe in ihren Arbeiten an. Mit Wanderausstellungen erreichten sie schließlich auch außerhalb der Städte ihr Publikum.
Die realistischen Maler lenkten den Blick auf Motive wie die Armut des bäuerlichen Lebens, eine Osterprozession auf dem Lande, eine Bauernhochzeit oder Innenansichten des häuslichen Alltags. Aber auch für die Schönheit der russischen Natur, historische Themen und die Auseinandersetzung mit dem Krieg hatten sie in ihren Bildkompositionen ebenso ein sichereres Gespür wie für eindringliche Porträts. "Für mich ist die Wahrheit das höchste - die Wahrheit des Lebens", umschrieb Ilja Repin einmal die Philosophie dieses Arbeitsstils.
151 Jahre Tretjakow-Galerie
Mit der Ausstellung schließt die Bundeskunsthalle an die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Tretjakow-Galerie in Moskau im vergangenen Jahr an. In Bonn ist man daher stolz, dieses Jubiläum nun ein wenig zu verlängern und den Besuchern einen "in Deutschland viel zu wenig bekannten Aspekt der europäischen Kulturgeschichte" vorzustellen, wie Ausstellungskuratorin Agnieszka Lulinska sagt. Viele Werke wie etwa Repins "Kreuzprozession" sind denn auch erstmals hier zu Lande zu sehen.
Die Bundeskunsthalle ist dienstags und mittwochs von 10.00 bis 21.00 Uhr sowie donnerstags bis sonntags von 10.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte kostet zwölf Euro, ermäßigt sieben Euro.
Meisterwerke aus der Moskauer Tretjakow-Galerie in Bonn
Blick in die russische Seele
Vor 150 Jahren hat er den Grundstein für die heute umfassendste Sammlung russischer Kunst in Moskau gelegt: Pawel Tretjakow trieb als einer der bedeutendsten Industriellen seiner Zeit und erklärter Kunstliebhaber von 1856 an den Aufbau des nationalen Kunstmuseums voran. Nach dem Motto "Reichtum verpflichtet". Mehr als 150 Werke aus dieser Sammlung sind nun in Bonn zu sehen.
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