"Meister gegen alle Erschöpfung“

Wermut

Längst schon werden die Tage wieder deutlich kürzer. Seit Anfang August sind es schon zwei Stunden, die wir "verloren“ haben – der Sommer nimmt so langsam Abschied. Irgendwie kommt da Wehmut auf. Zu dieser Wehmut passt da vielleicht der Wermut im Garten. Stolz und prächtig steht er jetzt in diesen Wochen da, mit in seinen feinen graugrünen Blättern und zarten blassgelben Blüten.

Wermut - Artemisia absinthium / © St.Q.
Wermut - Artemisia absinthium / © St.Q.

Seit der Antike wird der Wermut - Artemisia absinthium -  als Heilpflanze genutzt und fehlt seit dem Mittelalter in keinem Klostergarten. Auch Hildegard von Bingen pries das Kraut als "Meister gegen alle Erschöpfung“:

"Die Wermut Kur ist der Meister gegen alle Schwächen. Wermut Elixir beseitigt in dir die Nierenschwäche und die Melanche, klärt die Augen und stärkt dein Herz und läßt nicht zu, daß deine Lunge krank wird. Es wärmt den Magen und Darm,  reinigt die Eingeweide und bereitet eine gute Verdauung.“

Ein Cocktail voller Bitterstoffe

Wer mal ein Wermutblättchen kaut, weiß sofort, Wermut ist vor allem eins: bitter. Mehr bitter geht nicht, mehr bitter gibt’s nicht im Garten. Aber das bedeutet eben auch ein großes Potential an Heilkraft. Die Fachleute von heute geben Hildegard von Bingen durchaus recht.

Der gemeine Wermut, Artemisia absinthium, enthält einen ganzen Cocktail an Bitterstoffen, vor allem Absinthin. Vor allem deshalb ist Wermut ist appetitanregend, hilft bei Beschwerden des Verdauungstraktes, bei Gastritis, Blähungen und Krämpfen. Ebenso unterstützt Wermut die Leberfunktionen. Aber Achtung: bei einer Überdosis oder als Alkoholextrakt kann Wermut auch giftig sein, in seinen ätherischen Ölen ist besonders viel Thujon enthalten – ein Nervengift.

Tee besser als Absinth

Wer Wermut als Tee trinkt, läuft kaum Gefahr, eine Überdosis zu sich zu nehmen. Jetzt gerade in diesen Sommerwochen, wenn der Wermut blüht, soll man ihn pflücken und trocknen. So hat man ihn das ganze Jahr über. Für einen Becher Tee ein, zwei  Löffel Wermut mit kochendem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen. Süßen soll man ihn nicht, damit er schön bitter und wirkungsvoll bleibt.

Aber Vorsicht ist eben bei Alkohol geboten, der  "Absinth“ aus Wermut kann die Sinne verwirren. Lange Jahre war dies Getränk die klassische Droge der Künstler, so manches Werk von Edouard Manet, Charles Baudelaire, Oscar Wilde, Pablo Picasso, Ernest Hemingway und Edgar Allen Poe wäre ohne Wermut wohl nie entstanden.