Mehr freie Stellen als Bewerber - Kritik von katholischerJugend

Endlich mehr Ausbildungsplätze

Die Bundesagentur für Arbeit hat Ende September erstmals seit sieben Jahren mehr unbesetzte Ausbildungsplätze als unversorgte Bewerber registriert. Rund 14 500 Jugendliche und damit 18 200 weniger als im Vorjahr suchten zum Stichtag 30. September nach einem Ausbildungsplatz, wie die Agentur am Montag in Berlin mitteilte. Hauptschüler brauchen im Durchschnitt aber noch immer eineinhalb Jahre, um einen Ausbildungsplatz zu finden, kritisiert Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender GEW, im domradio.

 (DR)

Die Qualität der Schule müsse sich verbessern, fordert der Pädagoge. In NRW hätten sechs Prozent der Abgänger keinen Schulabschluss. In den Berufskollegs des Landes würden zudem noch 60.000 Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz warten.

Um die Jugendlichen in der Warteschleife sorgt sich auch die Politik. Hier müssten Vorurteilte abgebaut werden, sagte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) angesichts der großen Zahl sogenannter Altbewerber. Einige könnten mehr, als zunächst vermutet. Die Zahl der Jugendlichen, die bereits vor einem Jahr oder früher die Schule verlassen haben, macht noch immer rund die Hälfte aller Bewerber aus. In diesem Jahr gibt es der Arbeitsagentur zufolge rund 320 500 Altbewerber. Im Vorjahr waren es 384 900. Um den Übergang zwischen Schule und Beruf zu verbessern, sollen an 1000 Schulen sogenannte Einstiegsbegleiter eingesetzt werden.

Bundesweit wurde ein deutlicher Bewerberrückgang um 113 800 auf 620 200 Jugendliche registriert. Das Bundesbildungsministerium erwartet einen Rekord bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. "Wir rechnen damit, dass bis zum Jahresende mehr als 640 000 Neuverträge unterschrieben sind", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Andreas Storm. Bislang konnte die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge gegenüber dem Vorjahr um 9200 auf 539 560 erhöht werden. Einen leichten Rückgang verzeichnete das Handwerk sowie die Freien Berufe.

Jugendliche in den Arbeitsmarkt integrieren
Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft trübt die Euphorie über die guten Ausbildungszahlen. 13 Milliarden Euro an direkten Kosten und fast 16 Milliarden Euro an indirekten Kosten könnten gespart werden, wäre die Integration junger Menschen in die Arbeitswelt nicht so mangelhaft.

"Mit unserer Untersuchung wollen wir wenige Tage vor dem Bildungsgipfel in Dresden nachdrück­lich auf die Probleme junger Menschen beim Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt auf­merksam machen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Dr. Gunter Thielen, bei der Vorstellung der Ergebnisse. "Aus unserer Sicht wird das wichtige Thema der Berufsausbil­dung immer noch nicht konsequent genug behandelt."

BDKJ kritisiert "Augenwischerei" der Regierung
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat die Bundesregierung zu größeren Anstrengungen auf dem Ausbildungsmarkt aufgefordert. Derzeit rede die Regierung die Situation vieler Jugendlicher schön, kritisierte die BDKJ-Bundesvorsitzende Andrea Hoffmeier am Montag in Berlin. Trotz der Entspannung am Ausbildungsmarkt habe sich die Lage benachteiligter junger Menschen kaum verbessert. Sie bräuchten mehr Chancen auf eine betriebliche Ausbildung.

Hoffmeier bewertete die Aussage der Bundesregierung, dass sozial benachteiligte Jugendliche von Programmen der Bundesregierung profitiert hätten, als Augenwischerei. Die Verbesserung der Ausbildungssituation sei maßgeblich auf den Rückgang der Bewerberzahlen um knapp 114.000 zurückzuführen.

Zudem seien gute Bewerberinnen und Bewerber so lange schlecht geredet worden, bis sie in die Benachteiligten-Programme gepasst hätten. Dagegen seien tatsächlich Benachteiligte auf der Strecke geblieben. Wenn Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) nun ankündige, bis 2012 weitere sechs Milliarden Euro in den Bildungsbereich investieren zu wollen, müsse das auch dazu beitragen, allen Jugendlichen einen Schul- und Berufsabschluss zu ermöglichen. - Der BDKJ vertritt nach eigenen Angaben als Dachverband 15 katholische Kinder- und Jugendverbände mit rund 650.000 Mitgliedern.