Berliner Polizeiseelsorger kritisiert Stimmung gegenüber Polizei

"Maßlos übertrieben"

Der Berliner katholische Polizeiseelsorger Frank-Peter Bitter hat ein negatives gesellschaftliches Klima gegenüber der Polizei beklagt. "Man soll doch bitte nicht so tun, als sei die deutsche Polizei ein Ansammlung von Rassisten", betonte er.

Deutsche Polizeibeamte / © Patrick Seeger (dpa)
Deutsche Polizeibeamte / © Patrick Seeger ( dpa )

"Dass Polizeihandeln beobachtet wird, ist richtig, aber dass die Polizei so im Feuer steht und auch aus der Politik mit Vorwürfen überzogen wird, halte ich für maßlos übertrieben", sagte er dem Internetportal katholisch.de.

Bitter betonte, aus seiner Sicht stimme die Verhältnismäßigkeit in der aktuellen Debatte nicht mehr. "Natürlich gibt es auch unter Polizeibeamten schwarze Schafe", sagte er. Aber die Polizei stehe für Recht und Ordnung und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. "Das wird in der derzeitigen Diskussion leider weitgehend ausgeblendet."

Unfaire Vergleiche mit den USA

Vergleiche mit der Situation in den USA wies der Polizeiseelsorger als unfair zurück. In den USA habe es zuletzt rund 1.000 Todesfälle durch Schusswaffengebrauch der Polizei gegeben. "In ganz Deutschland waren es 14 Menschen im vergangenen Jahr." Die Polizei in Deutschland sei schon seit Jahren auf Deeskalation ausgerichtet. "In der Regel wird immer zuerst versucht, Konflikte durch Gespräche aufzulösen."

Bitter beklagte ein sich schon seit Jahren verschlechterndes Klima gegenüber Polizisten, Feuerwehrleuten und Sanitätern. "Einsatzkräfte werden beschimpft, beleidigt und teilweise auch körperlich angegangen. Das ist eine Entwicklung, die mir große Sorgen macht." Er habe das Gefühl, dass "manche Leute die Proteste nach dem Tod von George Floyd als willkommene Gelegenheit sehen, auch hierzulande ihren Hass auf die Polizei auszuleben. Die Krawalle in Stuttgart deuten für mich in eine ähnliche Richtung".

Kritik an der "taz"

Deutliche Kritik übte der Polizeiseelsorger auch an einem Artikel in der Tageszeitung "taz", in dem Polizisten mit Abfall auf der Mülldeponie verglichen wurden. "Auch wenn der Text satirisch sein soll, fördert er durch seine eindeutig beleidigende Wortwahl den Hass auf eine ganze Berufsgruppe." Dass die Chefredaktion der "taz" es nötig habe, "in die unterste Schublade zu greifen, nur um Aufmerksamkeit zu erregen, verstehe ich nicht".

Bitter ist seit September 2018 katholischer Polizeiseelsorger in Berlin. Zuvor war er als Pastoralreferent unter anderem in der Gemeinde-, Gefängnis- und Militärseelsorge tätig. Außerdem war er von 2016 bis 2017 Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin.


Quelle:
KNA