Marx: Christen sollten das Leben selbstbewusst gestalten

"Zeichen der Zeit"

"Fröhliches Bekenntnis" und "nicht ein Fest der ängstlichen Selbstbehauptung": Zum Fronleichnamsfest sprach der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, auf dem Marienplatz in München.

Fronleichnam in München  / © Andreas Gebert (dpa)
Fronleichnam in München / © Andreas Gebert ( dpa )

Es gehe um das "Heil für alle Menschen", denn die Kirche wolle die Menschen zusammenführen.

Angesichts aktueller Umbrüche rief der Erzbischof dazu auf, sich nicht durch Meinungsumfragen, Einschaltquoten oder Stimmungen bestimmen zu lassen. Die Christen sollten versuchen, das Leben selbst zu gestalten und die "Zeichen der Zeit" im Licht des Evangeliums zu begreifen. Auch für den Glauben gebe es viele Herausforderungen, etwa die zunehmende Säkularisierung, erinnerte Marx. Dieser müssten Christen begegnen, indem sie überzeugend in die Gesellschaft einbringen, "was wir zu sagen haben". Der Glaube sei nicht privat, sondern berühre viele öffentliche Bereiche, von der Kultur über die Wirtschaft bis zur Politik.

"Stadt ohne Gott"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die traditionellen Fronleichnamsprozessionen als Medizin gegen leere Seelen. Zudem seien sie ein Heilmittel gegen eine "Stadt ohne Gott". An Fronleichnam trügen die Christen Jesus durch ihre Städte und Dörfer, "damit sie Orte mit Gott sind, wo Gottes Reich und Herrschaft regieren".

In Köln feierte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Schatten des Domes das Fronleichnamsfest. In seiner Predigt hob er die Bedeutung der Eucharistie für die katholischen Christen hervor, sie sei "das tiefste Geheimnis neben der Heiligsten Dreifaltigkeit unseres Glaubens".

"Mut und Hoffnung schöpfen"

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst bezeichnete es als Aufgabe der Kirche, seelisch obdachlos gewordenen Menschen einen Zufluchtsort zu bieten. Seine Vision der Kirche von morgen sei eine, "in deren Gemeinschaft die Sinnsuchenden Sinn finden, die Verängstigten wieder Mut und Hoffnung schöpfen". Die Kirchengemeinde solle ein "geistig lebendiger Raum" sein, in dem "das heilsame Evangelium Jesu Christi wirklich erlebbar wird".

In Augsburg ermutigte Bischof Konrad Zdarsa die Gläubigen, hinauszugehen und zu zeigen, was es heiße, christlich zu glauben und zu leben. Spätestens dann werde deutlich, dass sich das Christsein nicht auf Kirchen und Sakristei beschränken lasse und vielmehr das ganze Leben in allen seinen Bezügen damit gemeint sei.

Die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie

Auch auf den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung ging Zdarsa ein mit der Frage: "Was bedeutet denn ein Erlass zum Aufhängen von Kreuzen in öffentlichen Gebäuden, wenn seine Ausführung letztlich doch nicht eingefordert wird, er zuvor aber kurzfristig eine seltsam anmutende Debatte heraufbeschworen hat?".

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi". Mit dem Fest erinnern die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie.


Quelle:
KNA