"Marsch für das Leben" durch Berlin

Ja zum Leben

Mit dem "Marsch für das Leben" hat der "Bundesverband Lebensrecht" (BVL) auch in diesem Jahr wieder in der Hauptstadt für den Schutz der ungeborenen Kinder demonstriert. Etwa 2.700 bis 3.000 Teilnehmer zogen am Samstag unter dem Motto "Ja zum Leben" vom Bundeskanzleramt durch Berlin-Mitte zur katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Gruppen von Gegendemonstranten begleiten den "Lebens-Marsch" auch jetzt wieder.

 (DR)

Politiker und Kirchenvertreter hatten die Demonstration in am Vortag verbreiteten Grußworten unterstützt. So kritisierte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), in seinem Schreiben den vorgeburtlichen Bluttest. "Eine Selektion wie sie der Test ermöglicht, ist nicht akzeptabel", so Hüppe. Der Test diskriminiere Menschen mit Down-Syndrom "maximal". Der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), verwies auf die mehr als 100.000 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche im vergangenen Jahr. Als problematisch wertete er auch die Möglichkeiten der vorgeburtlichen Diagnostik. Dadurch steige der Druck auf die Eltern, "mit aller Macht gesunde Kinder zu bekommen".



Der neue Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, der deutsche Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, betonte in seinem Schreiben, dass sich der "unbedingte Lebensschutz" nicht nur aus dem Evangelium ergebe, sondern auch in der Würde des Menschen wurzele. Die Menschenwürde sei "grundlegend für die Ordnung des Staates und das gelingende Zusammenleben der Menschen auf den verschiedenen Ebenen der Gesellschaft".



Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisierte, dass "trotz zunehmender Zahl an Ethik-Kommissionen und Ethik-Debatten immer neue Dämme gebrochen werden". Mit Blick auf den Bluttest, die "erleichterten Möglichkeiten zum Suizid" und den Organspendenskandal bestehe die Gefahr, dass sich die Gesellschaft zunehmend an Unrecht und lebensbedrohliche Prozesse gewöhne, so der Erzbischof. Der evangelische Bischof Markus Dröge von Berlin-Brandenburg bedauerte, dass das Leben oft nixcht geschützt, sondern "gedemütigt, unterdrückt und zerstört" werde. Dies dürfe nicht schweigend hingenommen werden.



Mit weißen Holzkreuzen als Symbol für abgetriebene Kinder und Fotos von lebenden Kindern protestiert der BVL mit dieser Kundgebung bereits seit zehn Jahren in der Hauptstadt gegen Abtreibung, gegen die staatliche Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen und gegen die Präimplantationsdiagnostik. Zudem fordert der Verband, die organisierte Beihilfe zur Selbsttötung unter Strafe zu stellen.



Meisner: Zeugnis ablegen für das Lebensrecht

In einer "Berliner Erklärung zum Schutz des menschlichen Lebens" appelliert der BVL an Politik und Gesellschaft, "das Recht auf Leben als oberstes Menschenrecht und elementare Grundlage unserer rechtsstaatlichen Ordnung strikt zu achten und wirksam zu schützen".



Auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sendete in seinem Grußwort seine Segenswünsche und würdigt das große Engagement der Lebensschützer auch gegen Widerstände. Sie legten, so der Kardinal, "Zeugnis ab für das unbedingte Lebensrecht des Menschen und setzen sich dafür ein, das es weder an seinem Anfang noch an seinem Ende ausfranst, weil es sonst nach und nach ganz zerreißt.Schwangerschaftsabbrüchen. Zudem tritt der BVL dafür ein, jede organisierte Beihilfe zur Selbsttötung unter Strafe zu stellen."



Gegendemonstranten: "Deutschland stirbt aus, da klatschen wir Applaus"

Gegen den "Marsch für das Leben" hatte eine Initiative "Gegen christlichen Fundamentalismus und Abtreibungsverbot" unter dem Motto "What the Fuck!" zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Etwa 100 Demonstranten störten den Schweigemarsch der Lebensrechtler mit Trillerpfeifen und Sprechchören, etwa "Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben" und "Deutschland stirbt aus, da klatschen wir Applaus". Plakate zeigten unter dem Motto "Jesus, du Opfer" ein gekreuzigtes Schwein und ein über ein Kreuz gestülptes Kondom mit dem Slogan "Gib Religion keine Chance". Nach Angaben der Polizei blieb es bei den Protesten friedlich. Im vergangenen Jahr hatten noch 400 Gegendemonstranten ihren Protest gegen den "Marsch für das Leben" bekundet.