Marienfigur von Ostro auf das "Blutwunder" untersucht

Es waren nur Milben

In den Tagen vor Ostern gab es im sorbischen Örtchen Ostro rund um eine Marienfigur Gerüchte eines "Blutwunders". Das Bistum Dresden-Meißen hat die rote Substanz von Wissenschaftlern untersuchen lassen. Es waren nur Milben.

Rötliche Spuren an Kopf und Stirn einer Marienstatue mit Jesuskind am 17. März 2024 in der Kapelle am Leipsberg bei Ostro. / © Rafael Ledschbor (KNA)
Rötliche Spuren an Kopf und Stirn einer Marienstatue mit Jesuskind am 17. März 2024 in der Kapelle am Leipsberg bei Ostro. / © Rafael Ledschbor ( KNA )

Das "Blutwunder" von Ostro hat eine natürliche Erklärung. Hinter dem Phänomen der rötlich gefärbten Madonna mit Jesuskind stünden Milben, teilte das Bistum Dresden-Meißen nach einer wissenschaftlichen Untersuchung der Figur am Dienstag mit.

In einer Feldkapelle war am 16. März auf den Köpfen einer Muttergottesfigur mit Jesuskind auf dem Arm von Augenzeugen eine rote Substanz beobachtet worden, die von den beiden Köpfen der Figur herunterzurinnen schien. Die Statue steht in einer Grotte aus Natursteinen hinter einem Gitter.

Eine durchaus typische Verhaltensweise

Ein Experte erklärte, es handele sich bei manchen Milbenarten um eine durchaus typische Verhaltensweise, dass es bei steigenden Temperaturen zu Kletterbewegungen auf höher gelegene Punkte komme.

Hierin könnte auch ein Grund für die Ansammlung der kleinen "Spinnentierchen" auf den beiden Köpfen der Statue zu sehen sein, so Klaus Reinhardt, Professor für Angewandte Zoologie an der TU Dresden.

Die Bestimmung der genauen Milbenart sei aber nur mit hohem Untersuchungsaufwand möglich und dauere daher noch an.

Unter den Gläubigen der Region hatte das Phänomen für beträchtliches Aufsehen gesorgt. Aufnahmen waren in Social-Media-Berichten und Nachrichtenmeldungen verbreitet worden. Gläubige hatten sich zum Gebet vor der Marienstatue versammelt.

Fachkundiger Hinweis aus der Bevölkerung

Das Bistum Dresden-Meißen war über die Beobachtungen frühzeitig in Kenntnis gesetzt worden und stand seither in engem Kontakt mit den kirchlichen Verantwortlichen vor Ort. Ein fachkundiger Hinweis aus der Bevölkerung lieferte schließlich erste Anhaltspunkte für die tatsächliche Erklärung.

Andreas Kutschke / © Harald Oppitz (KNA)
Andreas Kutschke / © Harald Oppitz ( KNA )

Generalvikar Andreas Kutschke erklärte zu dem Untersuchungsergebnis: "Ich möchte allen Gläubigen, die sich durch dieses Ereignis zum besonderen Gebet aufgerufen gefühlt haben, meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Es stimmt optimistisch, wenn Gläubige auf vielfältige Weise sensibel bleiben für die Zeichen Gottes an uns Menschen in dieser Zeit."

Die Katholische Kirche lässt bei der Bewertung scheinbar wundersamer Phänomene bewusst besondere Vorsicht walten. Das Bistum Dresden-Meißen hatte daher frühzeitig gebeten, von religiösen Interpretationen Abstand zu nehmen.

Bistum Dresden-Meißen

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )

Das alte Bistum Meißen wurde 968 gegründet und ging im Zuge der Reformation unter. 1921 erhob Papst Benedikt XV. die damalige Apostolische Präfektur Meißen zum neuen Bistum Meißen mit Bischofssitz in Bautzen. 1979 wurde der Name des Bistums in Dresden-Meißen geändert, der damalige Bischof Gerhard Schaffran verlegte den Bischofssitz nach Dresden. Gegenwärtig gehören dem Bistum rund 140.000 Katholiken an, etwa drei Prozent der Bevölkerung. Nur die Siedlungsgebieten der sorbischsprachigen Minderheit in der Oberlausitz sind katholisch dominiert. (kna/20.06.2021)

Quelle:
KNA