Malteser Hilfsdienst und Wirtschaftsprüfungsfirma werden Partner

Vernunftehe ohne Verfallsdatum

Eine ungewöhnliche "Ehe" haben am Dienstag der Hamburger Malteser Hilfsdienst (MHD) und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Deutsche Warentreuhand geschlossen. "Kupplerin" war in diesem Fall die Hamburger Körber-Stiftung, die mit ihrer Jubiläumsinitiative "Anstiften!" Unternehmen und soziale Projekte zusammenführen will.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

So bilden die katholische Sozialorganisation und das Wirtschaftsprüfungsunternehmen jetzt eines von 66 ungewöhnlichen Paaren. Der MHD hat sogar ein Kind mit in die bundesweit bislang einmalige Partnerschaft gebracht: das Projekt «Malteser Migranten Medizin» (MMM).

Zum 50. Geburtstag hatte die Körber-Stiftung Anfang des Jahres 50 Firmen gesucht, die gemeinnützige Initiativen mit je 5.000 Euro unterstützen. Die Stiftung stockt sie jeweils um weitere 5.000 Euro auf. Am Ende fanden sich nicht 50, sondern 66 spendenwillige Unternehmen. Ihnen standen 1.070 Bewerberinitiativen gegenüber, darunter auch viele kirchliche. Eine Art sozialer Anstiftung, auf die jetzt auch andere Städte aufmerksam werden, so die Stiftung.

«Wir durften einen Blick auf die Liste der Initiativen werfen und haben uns sehr schnell für die Malteser entschieden», sagt die Leiterin des Bereichs Wirtschaftsprüfung der Hamburger BDO-Niederlassung, Andrea Reese, zum Votum für die unbefristete Partnerschaft. In der MMM behandelt seit November 2007 im katholischen Marienkrankenhaus ein ehrenamtliches Ärzteteam kostenlos Menschen ohne Krankenversicherung. Mit den 10.000 Euro Fördergeld wird ein Nothilfefonds eingerichtet, kündigt Erzbischof Werner Thissen an. Er ist der Schirmherr der Hamburger MMM, einer von bundesweit elf Initiativen dieser Art.

Ein solcher Fonds ist dringend erforderlich, wie das jüngste Beispiel vom vergangenen Sonntag belegt: Ein junger Mann brauchte dringend eine Bluttransfusion. Die MMM-Mediziner Hubertus-Eberhard Zimmermann und Helgo Meyer-Hamme telefonierten mit ihrem gut funktionierenden Netzwerk von Ärzten und Kliniken. Irgendwie klappte
es: Die teure Übertragung wurde schließlich organisiert. «Aber ich bin froh, dass wir jetzt auf einen finanziellen Grundstock zurückgreifen können, denn in drei Monaten ist die nächste Bluttransfusion fällig», sagt Meyer-Hamme zur neu gewonnenen Partnerin Andrea Reese.

Bis zu 100.000 Menschen ohne Krankenversicherung gibt es laut Sozialbehörde in Hamburg, gibt Thissen zu bedenken. Da die MMM auch Menschen ohne Aufenthaltsstatus behandle, stehe sie in einer Grauzone. «Es darf sie eigentlich nicht geben, aber die menschliche Not darf es auch nicht geben», kritisiert der Erzbischof. Durch den Preis werde deutlich, dass sich die Initiative der Malteser eben nicht im außerrechtlichen Raum befinde. «Ein kluger Schachzug», so Thissen. Er dankt der Körber-Stiftung, dass sie zu ihrem Jubiläum kein Denkmal ihres Gründers, des Unternehmers Kurt A. Körber, sondern mit der Initiative «Anstiften» ein «Denk-mal-nach» initiiert habe.

Genau davon will auch die BDO profitieren, meint Reese. «Wir haben sonst fast nur mit Zahlen, Daten und Fakten zu tun. Hier kommen wir mit sozial engagierten Menschen in Kontakt, wovon wir auch lernen möchten.» Erfahrungen mit Kirchenleuten hat das Unternehmen schon, verrät die evangelische Wirtschaftsprüferin: Die BDO berät das Erzbistum Hamburg und führt dessen Rechnungs- und Bilanzprüfung durch. Auch da müssten natürlich die Zahlen stimmen, aber die Inhalte, bei denen es um Verkündigung und Menschlichkeit gehe, unterschieden sich deutlich von den klassischen Kunden.

Beim Urkundenaustausch hoffen dann alle auf eine gute «Ehe». Auf die Frage, ob die 5.000 Euro «Morgengabe» noch ein wenig aufgestockt werden könnte, gibt sich Reese zurückhaltend. Doch MHD-Diözesan- und Bezirksgeschäftsführer Alexander Becker fängt diplomatisch ab: «Vielleicht können die Verwandten noch etwas zur Mitgift beisteuern.»