Mallorca-Pfarrer ist auch für Party-Touristen da

Seelsorge am "Ballermann"

Er ist im Kollarkragen zwischen leicht bekleideten Party-Touristen unterwegs. Mallorca-Pfarrer Andreas Falow ist für alle da, die seelsorgerische Hilfe brauchen. Auch für solche Touristen, die während ihres Urlaubs Probleme bekommen.

Spanien, Palma: Menschen gehen am Ballermann 6 am Strand von Arenal vorbei / © Clara Margais (dpa)
Spanien, Palma: Menschen gehen am Ballermann 6 am Strand von Arenal vorbei / © Clara Margais ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es gibt wieder Geschichten über Alkohol- und Party-Exzesse von jungen Menschen in Palma. Was kriegen Sie denn davon in Ihrer Gemeinde mit?

Pfarrer Andreas Falow / © Falow (privat)
Pfarrer Andreas Falow / © Falow ( privat )

Pfarrer Andreas Falow (Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde auf Mallorca): Wir kriegen ziemlich viel mit. Denn die Angehörigen und die Personengruppen, die betroffen sind, melden sich zum Teil. Für die stürzt eine Welt zusammen. Das ist zum Teil frappierend, was da passiert. Aber das sind gewisse Nachholeffekte, die die jungen Leute jetzt in den Ferien hier auf Mallorca erleben.

DOMRADIO.DE: Wie können Sie als Seelsorger da präsent sein?

Falow: Einerseits sind wir präsent, wenn es darum geht, die Leute im Strafvollzug zu begleiten. Da sind wir im Rahmen der Gefängnisseelsorge aktiv.

Andererseits sind wir auch am "Ballermann" präsent, da wir in der Nähe sonntags unsere Gottesdienste feiern. Selten gab es so viele junge Leute bei uns im Gottesdienst wie an diesem Wochenende. Jeder Tag auf Mallorca bringt derzeit was Neues.

DOMRADIO.DE: Wie sehen die Inselbewohner die Exzesse der "Ballermann-Touristen"?

Falow: Die Inselbewohner haben sich mit der Region, wo es drunter und drüber geht, arrangiert. Das nimmt man nicht ins Blickfeld. Da sagt man, das sind spezielle Deutsche.

Die Vernünftigen sind nicht dort. Der Familien-Tourismus spielt sich irgendwo anders auf der Insel ab. Das sind zum Beispiel die Regionen Cala Ratjada und Cala Millor. Da sind ganz normale Touristen unterwegs. Die wollen Erholung haben, die wollen Sonne haben, die wollen Strand haben, da ist Ruhe. Da ist der höchste Erholungs-Effekt. Den gibt es in diesen Regionen. Da wird der Tag nicht zur Nacht gemacht. Davon redet kaum jemand. Aber da sind die meisten Touristen, nicht in Arenal.

Tourismus auf Mallorca / © Clara Margais (dpa)
Tourismus auf Mallorca / © Clara Margais ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie ist denn die Situation für Sie als Seelsorger? 

Falow: Im Anschluss an den Gottesdienst bieten wir immer Kaffee oder Kuchen an. Dahin kommen die Jugendlichen nicht so sehr. Das sind dann eher die älteren Leute, die dann noch Zeit haben und nach dem Gottesdienst mit uns sprechen. Die erzählen dann, wie es im Hotel oder an den Stränden zugeht.

Ich war gestern Abend am "Ballermann" und bin den Strand abgelaufen. Weil ich als Pfarrer erkennbar bin, sprechen mich dann die Jugendlichen oder die jungen Erwachsenen an. Sie finden es interessant, dass ein Pfarrer durch die Gegend geht, wo die große Party ist.

Das Interview führte Michelle Olion.

 

Quelle:
DR