Die Malerin und Grafikerin Karin Kneffel (68) erhält den diesjährigen "Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken". Das teilten die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken am Donnerstag in Bonn und Berlin mit. Mit Karin Kneffel werde eine der herausragenden bildenden Künstlerinnen der Gegenwart ausgezeichnet, hieß es.
"Störender Blick"
Die Jury lobt in ihrer Begründung die technische Perfektion der Malerin sowie die "unterschiedlich gebrochenen Betrachterperspektiven" ihrer monumentalen, überwiegend fotorealistischen Gemälde.
In ihnen träfen Symbolismus und Realismus, Ikonografie und Oberfläche, Kunst und Leben überraschend und reizvoll aufeinander. Ihren Tierporträts verleihe Kneffel einen störenden Blick: "einen Blick, der die Menschen zu fragen scheint, wie es denn bestellt ist um die Welt als unser gemeinsames Haus."
Der Preis wird verliehen am 29. Oktober im Museum Kolumba in Köln vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Bislang wurde der Kunst- und Kulturpreis an Künstlerinnen und Künstler aus sechs europäischen Ländern und aus Brasilien vergeben.
Maria und Jesuskind inkognito
Zu Karin Kneffels jüngstem Gemäldezyklus "Face of a Woman, Head of a Child" sagt die Jury: "Kneffel greift darin die christliche Ikonografie von Maria mit dem Jesuskind auf und schert gleichzeitig aus. (...) Kein Schleier, kein Heiligenschein. Kneffel verleiht ihnen eine eigene Würde; Maria und Jesus erscheinen inkognito sehr präsent, sehr nahbar."
Kneffel, 1957 in Marl geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und in Paris Malerei. 1996 wurde sie mit dem renommierten Preis der Villa Massimo ausgezeichnet, der mit einem einjährigen Aufenthalt in Rom verbunden war.
Bekannt wurde sie durch ihre großformatigen Stillleben, Feuerbilder, Tierporträts und Interieurs. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Kneffel hatte Gastprofessuren in Bremen und Reykjavík und ab 2000 eine Professur für Malerei an der Hochschule für Künste Bremen inne. Von 2008 bis 2023 lehrte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.