Magdeburger Dom feiert sein 800-jähriges Jubiläum

Aufbruch in die Gotik

Er ist der erste gotische Kathedralbau auf deutschem Boden. Er beherbergt das Grab Kaiser Ottos des Großen (912-973) und gehört mit den beiden 104 Meter hohen Türmen und einer Länge von 120 Metern zu den größten Kirchenbauten in Deutschland. Ab Sonntag feiert der Magdeburger Dom seinen 800. Geburtstag. Mit einem großen Festprogramm will die evangelische Domgemeinde das Jubiläum begehen.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Seit Januar ist der Dom erstmals seit Jahren wieder ohne Gerüste zu sehen. Zuletzt machte die Kathedrale aber vor allem durch spektakuläre archäologische Funde von sich reden. Archäologen stießen auf weitere Grablegungen aus der Zeit Otto des Großen, zudem entdeckten sie Mauerreste einer früheren Kirche - möglicherweise dem Vorgängerbau. Schließlich fanden die Wissenschaftler zu Beginn diesen Jahres bei Grabungen im Gotteshaus den mutmaßlichen Bleisarg der ersten Gattin Ottos mit Namen Editha. Im Jubiläumsjahr, das am Wochenende offiziell beginnt, sollen auch diese Entdeckungen gewürdigt werden. Im Mittelpunkt aber steht der Bau selbst, dessen Vorgängerbau in den 950er Jahren Kaiser Otto selbst in Auftrag gab.

Der Herrscher wollte Magdeburg zu einem bedeutenden Missionsstützpunkt bei der Eroberung slawischer Gebiete und deren Christianisierung ausbauen. Mit der Errichtung des Erzbistums Magdeburg 968 sorgte Otto dafür, dass die Moritzkirche zur Kathedrale erhoben wurde. Ihr Schicksal war rund 140 Jahre später besiegelt, als ein Großfeuer die vermutlich dreischiffige, kreuzförmige Basilika zerstörte. Ostern 1209, zwei Jahre nach dem Brand, wurde bereits der Grundstein für den neuen Bau gelegt.
Vermutlich ging die Entscheidung, einen moderne gotische Kirche zu errichten, auf den damaligen Magdeburger Erzbischof Albrecht zurück, der in Frankreich studiert hatte. Bis auf das spätromanische Umgangserdgeschoss ist der Bau von dem neuen Stil geprägt.

Bis die Kirche fertiggestellt war, vergingen Jahrhunderte: Erst 1520 feierten die Magdeburger Christen in der neuen Kathedrale Gottesdienst. Nur wenige Jahre später geriet der Dom in die Reformationswirren und wurde für 20 Jahre geschlossen. 1567 hielt der erste evangelische Domprediger dort seine Ansprache. Als im Dreißigjährigen Krieg 1631 die kaiserlichen Truppen unter Tilly die Stadt stürmten, konnten sich etwa 4.000 Magdeburger in den Dom retten.

Mit Napoleon begann der nächste Einschnitt für das Gotteshaus.
Vermutlich wurde es in dieser Zeit als Lager und Pferdestall genutzt. Im Zweiten Weltkrieg beschädigte eine Bombe schließlich die Westfassade des Baus, der Dachstuhl blieb aber weitgehend unversehrt. Seit Mitte der 50er Jahre wurde die Kirche wieder eröffnet und dann 1989 zu einem wichtigen Ausgangspunkt für die friedliche Revolution. Erst vor zwei Jahren unterzeichneten dort die Vertreter christlicher Kirchen in einem feierlichen Gottesdienst eine Erklärung über die wechselseitige Anerkennung der Taufe.

In Magdeburg lockt die Kathedrale in unmittelbarer Nähe zur katholischen Bischofskirche Jahr für Jahr Tausende von Besuchern an.
Dabei fasziniert nicht nur seine Baugeschichte, der Dom beherbergt auch wichtige Kunstschätze. So befinden sich neben dem Grab Otto des Großen in der Apsis antike Säulen aus Porphyr, Marmor und Granit.
Die dort vorhandene Skulptur des heiligen Moritz ist die älteste bekannte europäische Darstellung eines Schwarzafrikaners. Auch das aus dem 14. Jahrhundert stammende Chorgestühl ist kunsthistorisch bedeutsam und zeigt Schnitzereien aus dem Leben Jesu.

Zum Jubiläumsjahr gibt es ein umfangreiches Festprogramm: Am Sonntag ist ein Festgottesdienst mit dem evangelischen Magdeburger Bischof Axel Noack vorgesehen. Zudem sind Festkonzerte und Ausstellungen geplant, die größte Schau zeigt das Kulturhistorische Museum der Stadt unter dem Titel «Aufbruch in die Gotik». Sie ist ab Ende August zu sehen und veranschaulicht noch einmal die Entstehung des berühmten Bauwerks.