Dokumente zu Schönstatt-Gründer Kentenich veröffentlicht

Machtmissbrauch und Manipulation

Die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach hat neue, belastende Dokumente über den Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, veröffentlicht. Ihr Buch "Vater darf das!" enthält Aussagen von Marienschwestern.

Votivtafeln mit Danksagungen auf dem Gelände der Schönstattbewegung / © Harald Oppitz (KNA)
Votivtafeln mit Danksagungen auf dem Gelände der Schönstattbewegung / © Harald Oppitz ( KNA )

Sie geben Einblick in den eigenwilligen Führungsstil Kentenichs, der nach Angaben der Schwestern einen manipulativen "Vaterkult" pflegte. Zuerst hatte das Internetportal katholisch.de darüber berichtet. Die nun vorgestellten Dokumente stammen vor allem aus dem Limburger Provinzarchiv der Pallottiner, deren Ordensgemeinschaft Kentenich lange Zeit angehörte.

Die Frauen schildern darin detailliert, wie der populäre Geistliche zahlreiche Regelverstöße begangen habe: etwa unzulässige Beichtpraktiken und körperliche Berührungen. "Meine ganze Seele, die ganze Natur schüttelt sich vor diesen Dingen", so eine der Betroffenen. Berichtet wird etwa, dass die Schwestern in seiner Gegenwart um Erlaubnis zum Toilettengang oder zum Wechseln von Monatsbinden hätten bitten müssen.

Nächste Veröffentlichung schon geplant

Nach einem vatikanischen Prüfverfahren 1951 hatte der Schönstatt-Gründer Deutschland verlassen müssen und lebte in den USA. Im Dezember 1965 kehrte er über Rom nach Deutschland zurück. Die Hintergründe der Verbannung sind bislang nicht genau geklärt. Von einigen Stimmen wird die Rückkehr als eine faktische kirchliche Rehabilitierung gedeutet.

Ausgangspunkt der aktuellen Debatten sind Forschungen Teuffenbachs. Die römische Kirchenhistorikerin wirft Kentenich Machtmissbrauch, Manipulation von Mitgliedern der Gemeinschaft und sexuelle Übergriffe auf eine Schwester vor und stützt sich dazu unter anderem auf seit März zugängliche Bestände aus den Vatikan-Archiven aus der Zeit von Papst Pius XII. (1939-1958). Im Sommer hatte sie erste Ergebnisse ihrer Recherchen vorgestellt. Eine nächste Veröffentlichung ist bereits geplant.

Über die Schönstatt-Bewegung

Die Schönstatt-Bewegung sicherte im Juli zu, alle Vorwürfe transparent aufarbeiten zu lassen. Vor einigen Tagen ernannte das Generalpräsidium die Mitglieder einer internationalen Forschungsgruppe. Im seit 1975 laufenden Seligsprechungsverfahren für Pater Kentenich soll überdies eine vom Bistum Trier eingesetzte neue Historikerkommission Klarheit schaffen.

Die Schönstatt-Bewegung ist eine katholische geistliche Gemeinschaft, der sich eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 20.000 Menschen zugehörig fühlen. Gegründet wurde sie 1914 in Schönstatt, einem Stadtteil von Vallendar bei Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die Bewegung international aus. 

Josef Kentenich

Kentenich stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Seine Mutter gab ihn mit acht Jahren in ein Waisenhaus. 1904 trat Kentenich in die Gemeinschaft der Pallottiner ein; 1910 wurde er zum Priester geweiht.

1914 schloss er mit einigen Schülern in einer Kapelle in Schönstatt ein Bündnis mit Maria, das sogenannte Liebesbündnis, aus dem die heutige Schönstatt-Bewegung hervorging.

Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA