Abenteuer im Regenwald

Lust auf Urlaub 2

Mehr als fünf Meter geht es unter mir in die Tiefe. Aber da unten geht der Weg weiter. Allerdings im Wasser. Wenn ich nicht den ganzen Weg im costa-ricanischen Urwald zurückgehen will, muss ich springen. Jetzt.

Regenwald im Amazonasgebiet in Gefahr / © Ralf Hirschberger (dpa)
Regenwald im Amazonasgebiet in Gefahr / © Ralf Hirschberger ( dpa )

Unten im Wasser wartet schon die halbe Gruppe mit der ich einen Ausflug auf unserer Reise mit einem uralten Selbstversorger Segelschiff in den Regenwald mache. Vor allem die jungen Männer sind einfach in den Wasserkrater unter mir gehüpft und feuern mich an.

Es ist nicht mal die Höhe, respektive die Tiefe, die mich schreckt. Dafür bin ich als Kind zu oft vom 5meterturm gesprungen. Was mich schreckt ist der Felsvorsprung über den ich zuerst nach vorne springen muss, bevor ich dann in die Tiefe kommen kann!

Was ist, wenn die Kraft in meinen Beinen dafür nicht ausreicht? Was ist, wenn ich auf dem Felsvorsprung aufkomme? Auf dem Rücken oder gleich auf dem Kopf?

Der, also mein Kopf, hat sowieso schon das Katastrophenkopfkino angeworfen und ich sehe mich querschnittsgelähmt in einem Buschkrankenhaus. Oder so. Meine Beine fangen an zu zittern. Nicht vor Anstrengung. Sondern vor Angst.

Unten schauen jetzt alle zu. Die einen fangen an, aufmunternd zu rufen: das schaffst Du! So schwer ist das nicht. Spring einfach.

"Einfach ist es nur für Euch, Ihr jungen Hüpfer", denke ich. ich bin doch schon über 50 - was weiß ich denn, wie viel Sprungkraft meine Beine haben? Andererseits, nicht nur die jungen Hüpfer vergnügen sich schon im Wasserkrater, ältere Semester auch.

Im Dschungel ist es heiß. Nach dem Aufstieg durch den Regenwald lockt mich das kühle Nass. Ich schließe die Augen, frage nur mich und meinen Körper, was er kann, was ich kann, wo die Grenze ist. Jetzt ist es unten ruhig geworden. Alles schaut auf mich und meinen mittlerweile wie Espenlaub zitternden Körper.

Als ich die Augen öffne, springe ich. Locker überwinde ich den Felsvorsprung, tauche tief ins Kalte ein. Als ich auftauche brandet Applaus auf.

Sofort klettere ich auf schwierigen Wegen auf den Felsen zurück. Ich weiß, wenn ich meine Angst überwinden will, muss ich gleich nochmal springen. Oben angekommen springe ich dieses Mal sofort los. Dieses Mal zittert nichts. Dafür weiß mein ganzer Körper: so fühlt sich Lust auf Urlaub an.

Und Lust aufs Leben auch.