Vom Versuch, eine coronafreie Geschichte zu erzählen

Löwenzahnhonig und eine zauberhafte Geschichte

Der Wind weht kalt übers eigentlich sonnige Feld. Ich hocke im Gras und pflücke Löwenzahnblüten.  

Löwenzahnhonig / © Angela Krumpen (privat)
Löwenzahnhonig / © Angela Krumpen ( privat )

Beim weit ausgedehnten Spaziergang hatte ich das gelb leuchtende Feld entdeckt. Mit dem Fahrrad komme ich zurück.

Die letzten Wochen habe ich nach alten und neuen Rezepten Ausschau gehalten. Das Rezept für Löwenzahnhonig lachte mich besonders an.

Leicht sah es aus. Lecker auch. Kostet wenig, ist nachhaltig und hält lange. Volltreffer.

Nun sitze ich im sonnigen, kalten Gras. Mit ein bisschen Übung habe ich eine Technik gefunden, mit der das Blütensammeln ganz leicht geht. So leicht, dass meine Gedanken ziehen können.

Sie denken darüber nach, was ich hier, in der WunderBar, als nächstes erzählen könnte. Meine Finger wünschen sich eine coronafreie Geschichte. Eine Herausforderung, aber mein Ehrgeiz ist geweckt.  

So durchforste ich unsere Gespräche am Tisch und am Feuer. Hm. Dabei geht es Masken und das Flüchtlingslager in Moria, darum, wann die Schulen öffnen und warum Zoos über Notschlachtungen nachdenken. Also: coronafrei geht anders.

Wenn mir nicht direkt ein Thema für die WunderBar zufliegt – dann fange ich an gezielt zu schauen, z.B., was meinen Kolleg*innen so einfällt. Zeitungen haben wir hier ja genug.

Dieses Mal bin ich wenig hoffnungsvoll, Coronafrei? Jetzt? In der Zeitung? Dennoch koche ich mir einen Kaffee, nehme den Stapel Zeitungen in der Küche, blättere und lese. Tolle Themen, tolle Arbeit. Aber nichts Coronafreies.

Die Woche schreitet voran – und allmählich sollte ich dann doch mal eine Idee haben. Seufzend gehe ich an den Computer, checke meine Emails, aber während ich eigentlich das Login für das Emailpostfach ausfülle, zieht mich eine Meldung in ihren Bann:

99-jähriger sammelt Millionen für Ärzte, steht da.

Die Emails müssen warten. Gebannt lese ich von Weltkriegsveteran Tom Moore. Ende April wird er einhundert Jahre alt. Bis dahin wollte er durch seinen Garten mit seinem Rollator laufen und Geld sammeln. 1000 Pfund sollten es werden. Spenden für das britische Gesundheitssystem.

Über zehn Millionen sind es jetzt schon. Wie wunderBar ist das denn?

Ich weiß, das ist natürlich auch eine Geschichte, die Corona schrieb. Ich reiche sie Ihnen  hier trotzdem weiter.

Denn diese Geschichte leuchtet mich an wie der fertige Löwenzahnhonig auf der Küchenanrichte: herzerwärmend und echt.

Dem alten Herrn wünsche ich einen zauberhaften 100sten Geburtstag. Und uns allen einen wunderbaren Sonntag.