Linker Kandidat Fernando Lugo macht das Rennen in Paraguay

Erst Bischof, jetzt Präsident

Er war als Favorit ins Rennen gegangen. Dass der katholische Bischof im Ruhestand und Kandidat der Linken Fernando Lugo nun die Präsidentenwahl in Paraguay so klar gewonnen hat, ist doch überraschend. Immerhin war die gegnerische Partei 61 Jahre lang an der Macht. "Das politische System war kaputt", bewertet Rainer Lucht von Caritas International im domradio-Interview das Wahlergebnis.

Autor/in:
Gerhard Dilger
 (DR)

Seine Koalition aus Liberalen, linken Parteien und sozialen Bewegungen kommt nach Auszählung von 92 Prozent der Stimmen auf 40,8 Prozent, wie das Oberste Wahlgericht am Sonntagabend in Asunción mitteilte. Blanca Ovelar (50) von der seit 61 Jahren regierenden konservativen Colorado-Partei kam auf 30,7 Prozent der Stimmen, Ex-General Lino Oviedo (67) auf 22 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit 65,6 Prozent deutlich höher als bei den vergangenen Wahlen.

Siegesfeiern
In den Straßen von Asuncion feierten Lugos Anhänger den Sieg. In einer ersten Reaktion grüßte sie Lugo laut örtlichen Medienberichten mit den Worten: "Heute können wir behaupten, dass die Kleinen gewinnen können." mehr

Die Colorado-Partei hielt sich durch Korruption, Vetternwirtschaft und Unterdrückung 61 Jahre lang an der Macht. Der scheidende Präsident Nicanor Duarte konnte nach fünfjähriger Amtszeit nicht wiedergewählt werden. Hunderte ausländische Wahlbeobachter und der klare Vorsprung Lugos sorgen dafür, dass die zuvor befürchteten Wahlfälschungen ausblieben. Die ehemalige Erziehungsministerin Ovelar räumte in einer Fernsehansprache ihre Niederlage ein.

Demokratisierung und Landreform
"Wir werden dafür sorgen, dass das Volk Paraguays wegen seiner Ehrlichkeit statt seiner Korruption bekannt wird", sagte der Befreiungstheologe Lugo vor Zehntausenden jubelnden Anhängern im Zentrum der Hauptstadt Asunción. "Ihr habt beschlossen, ein freies Paraguay zu sein."

Für den Fall seiner Wahl hatte Lugo im Vorfeld eine konsequente Demokratisierung und Gewaltenteilung in Paraguay angekündigt. Außerdem gehe es um die wirksame Bekämpfung der Korruption. Als wirtschaftlichen Eckpunkt nannte Lugo eine umfassende Agrarreform. Für 300.000 Landlose wolle seine Regierung wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichen. Daneben müsse Paraguay die Kontrolle über seine Energieproduktion zurückgewinnen. Das gelte besonders für die Stromlieferungen nach Brasilien.

Der heute 56-jährige Lugo war 2005 überraschend als Bischof von San Pedro zurückgetreten, um sich der Politik zuzuwenden. Weil das nach dem Kirchenrecht mit seinem geistlichen Amt kollidiert, wurde er bis auf Widerruf vom Bischofsamt suspendiert.

Auch seine Kritiker bescheinigen Lugo großes soziales Engagement, sagen ihm jedoch auch ein Nähe zu linkspopulistischen Strömungen Lateinamerikas nach. Als Bischof von San Pedro, einer armen Landregion im Osten Paraguays, verteidigte er vor allem die Anliegen der Landlosen und Kleinbauern.

Paraguay gilt als das korrupteste Land Südamerikas. Der deutschstämmige Diktator Alfredo Stroessner beherrschte das Land mit Hilfe der "Colorado"-Partei 35 Jahre lang (1954-1989).
Mit dem Sieg Fernando Lugos wird künftig der gesamte Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) von Mitte-Links-Regierungen geführt.