"Lindenstraßen"-Erfinder Geißendörfer findet Religion wichtig

"Säule der Gesellschaft"

Für Regisseur Hans W. Geißendörfer ist Religion ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sie eine der Säulen ist, auf denen unsere Politik, unsere Beurteilung anderer Menschen fußen."

Hans W. Geißendörfer / © Henning Kaiser (dpa)
Hans W. Geißendörfer / © Henning Kaiser ( dpa )

Das sagte der 76-Jährige im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Dies gelte, auch wenn es immer mehr Atheisten gebe. "Übrigens finde ich: Auch ein Atheist ist ein religiös orientierter Mensch."

Die ARD-Themenwoche "Woran glaubst Du?" sei eine gute Gelegenheit, über das christliche Leben in Deutschland nachzudenken, so Geißendörfer. Die meisten Menschen in seinem Umfeld würden fast nie über den Glauben sprechen. "Das heißt aber nicht, dass sie keine religiöse Bindung haben." Sie sei nur nach außen nicht sichtbar.

Lindenstraßen-Zuschauer konnten abstimmen

Im Rahmen der Themenwoche konnten auch die Zuschauer der "Lindenstraße" zum Thema Religion abstimmen. Die 13-jährige Antonia will sich zur Konfirmation anmelden. Das Publikum durfte entscheiden, wie die Eltern reagieren sollen. Dabei hätten sich 63 Prozent für die Unterstützung der Tochter ausgesprochen, da christliche Werte wichtig seien. "Ich habe mehr Gleichgültigkeit erwartet", so der Regisseur.

Geißendörfer selbst will sein Publikum mit der Serie nicht belehren.

Dissens mit katholischer Kirche

Er wolle ihm aber ein Beispiel geben, wie das Leben sein könne. "Eine gute Scheidungsgeschichte spiegelt vorbildhaft, wie man sich bei einer Scheidung benimmt - oder nicht benimmt." So hätten auch Medienforscher herausgefunden, dass Verhaltensstrukturen über erzählerisches Fernsehen erlernt würden.

Bei den Themen der "Lindenstraße" schreckt Geißendörfer nach eigenen Angaben auch vor Kritik nicht zurück. So habe die katholische Kirche dafür gesorgt, dass sich ein homosexuelles Paar in der Serie nicht küsst. "Wir haben dann einfach gezeigt, wie der eine dem anderen die große Zehe lutscht. Da war was los." Die Intervention habe ihn gefreut. Es wäre schlimmer gewesen, wenn es keine Reaktion gegeben hätte, so Geißendörfer. Es sei schön, wenn jemand schimpfe, denn nur so könne man sich verändern. "Wenn Sie keinen Dialog, keine Kritik haben, dümpeln Sie herum."


Quelle:
KNA