Limburgs Bischof über seinen neuen Amts- und Wohnsitz

"Das Zentrum dient dem gesamten Bistum"

Ende Juni 2013 soll er fertig sein: Der neue Dienst- und Wohnsitz des Limburger katholischen Bischofs Franz Peter Tebartz-van Elst. Das Gebäudeensemble auf dem Domberg von Limburg sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Kritiker monierten unter anderem die Kosten sowie Art und Umfang der Baumaßnahmen im Herzen des mittelalterlichen Stadtkerns. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläutert der Bischof am Samstag, was ihm das "Diözesane Zentrum St. Nikolaus" bedeutet. Und warum er weiter hinter der Entscheidung für den Bau steht, die das Domkapitel vor seinem Amtantritt getroffen hatte.

Bischof Tebartz-van-Elst / © Boecker
Bischof Tebartz-van-Elst / © Boecker

KNA: Herr Bischof, im "Diözesanen Zentrum St. Nikolaus" sollen Sie im Sommer kommenden Jahres Ihren neuen Dienstsitz, Ihre Wohnung und Ihre Kapelle haben. Wie genau wird es dort aussehen?

Tebartz-van Elst: Schon der Name "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus" besagt, dass das Zentrum dem gesamten Bistum dient. Den weitaus größten Teil der Gebäude nehmen Konferenzräume, Gesprächszimmer, ein Veranstaltungssaal im Tiefgeschoss, die Büros der Mitarbeiter, die Außenstelle der Domsakristei, die Hand- und Arbeitsbibliothek für die Mitarbeiter und mich, Gästezimmer, die knapp 60 Quadratmeter umfassende Kapelle sowie einige Technik- und Kellerräume ein. Im rückwärtigen Teil des Gebäudes stehen drei Räume als Wohnung für den Diözesanbischof zur Verfügung: ein kombiniertes Ess- und Wohnzimmer neben der Küche und in der darunter liegenden Etage ein Schlafzimmer mit anschließendem Bad.



KNA: Wo haben Sie bisher gewohnt?

Tebartz-van Elst: Mein Arbeitsplatz und der meiner Mitarbeiter befindet sich derzeit in Räumen des Bischöflichen Ordinariates in der Limburger Altstadt. Gewohnt habe ich hingegen bisher im ehemaligen Priesterseminar des Bistums. Da es schon seit einigen Jahren nicht mehr als Pastoralseminar zur Priesterausbildung dient, hat es sich zu einem gut frequentierten Tagungs- und Veranstaltungsort mit viel Publikumsverkehr gewandelt. Abgesehen von dieser oftmals unpraktischen räumlichen Trennung ist es auch durch den Tagungsbetrieb im ehemaligen Priesterseminar sehr erschwert, den bischöflichen Dienst der Leitung geistlich und organisatorisch zu gestalten. Diesen vielfältigen Ansprüchen an den Dienst eines Bischofs wird das künftige "Diözesane Zentrum St. Nikolaus" stimmig gerecht.



KNA: Trotzdem noch einmal nachgefragt: Was genau ist mit dem Begriff "Diözesanes Zentrum" gemeint und warum steht es unter dem Patronat des heiligen Nikolaus?

Tebartz-van Elst: Der Begriff "Diözesanes Zentrum" bezeichnet die inhaltliche Ausrichtung und Bestimmung des Gebäudeensembles. Er bündelt die verschiedenen Funktionen für das Bistum Limburg: Es ist geistliches Zentrum, Arbeitsplatz des Diözesanbischofs und seiner Mitarbeiter sowie Konferenz- und Begegnungsstätte. Vor diesem Hintergrund wird es unter dem Patronat des heiligen Nikolaus stehen, der der zweite Patron des Bistums ist. Die Hohe Domkirche - genau gegenüber - trägt das Patronat des heiligen Georg, des ersten Bistumspatrons.



KNA: Der ursprünglich eingeplante Kostenrahmen von rund 5,5 Millionen Euro wird sich voraussichtlich nicht einhalten lassen.

Tebartz-van Elst: Eine seriöse Auskunft über die Kosten der Stabilisierung der mittelalterlichen Mauer an den Grundstücksgrenzen, den umfangreichen Denkmalsanierungen an der einsturzgefährdeten Alten Vikarie, dem ehemaligen Küsterhaus sowie des Neubaus auf der Abbruchbrache eines asbestverseuchten Baus aus den 60er Jahren kann erst nach Abschluss aller Arbeiten erfolgen.



KNA: Sind Sie trotzdem zuversichtlich, dass das Zentrum von den Gläubigen in Ihrem Bistum angenommen wird?

Tebartz-van Elst: Wenn die Menschen sehen, mit welcher Liebe zum Detail saniert und instandgesetzt wurde, wie ausgezeichnet die Handwerker die Vorgaben des Denkmalschutzes umgesetzt haben und wie sich der moderne Bau in die umgebende historische Bebauung einfügt, bin ich zuversichtlich. Im Veranstaltungsraum im Tiefgeschoss, direkt neben den Fundamenten eines historischen Wehrturmes der Stadtbefestigung, der erst während der Bauarbeiten gefunden wurde, werden Gesprächs- und Begegnungsveranstaltungen des Bistums stattfinden, die dann auch den teilnehmenden Gläubigen und den Bürgern zugänglich sind. Auf diese Weise komme ich zusätzlich zu den zahlreichen Besuchen und Visitationen im Bistum mit den Menschen ins Gespräch.



KNA: Die umfangreichen Baumaßnahmen wurden durch das Limburger Domkapitel Anfang 2007 beschlossen, also noch vor Ihrer Amtszeit. Wie kam es dazu und hätten Sie als Bischof die Möglichkeit gehabt, im Nachhinein Kürzungen vorzunehmen?

Tebartz-van Elst: Die Baumaßnahme wurde zu Beginn der Sedisvakanz im Februar 2007 vom Limburger Domkapitel beschlossen - etwa ein Jahr vor meinem Kommen nach Limburg, als noch nicht feststand, wer der neue Diözesanbischof wird. Das Domkapitel hatte die Arbeits- und Wohnsituation der künftigen Bischöfe von Limburg betrachtet und dazu beschlossen, dass diese - wie in vielen andern Diözesen in Deutschland auch - in unmittelbarer Nähe zum Dom, der Kathedrale, wohnen und arbeiten sollen. Damit war mir aufgegeben, diese Entscheidung weiterzuführen und es zeigt sich aus meiner fünfjährigen Erfahrung im Provisorium, wie notwendig und richtig sie ist. Da auch die Finanzierung des Gesamtprojektes schon seit dieser Zeit gesichert war und nicht zu Lasten der Pfarreien des Bistums aufgestellt worden war, erscheint sie auch verantwortbar.



Das Gespräch führte Joachim Heinz,