Limburger Altbischof Franz Kamphaus wird 90 Jahre alt

Feier in kleinem Kreis

Franz Kamphaus riskierte im Streit um die Schwangerenberatung einen Konflikt mit Rom. Und er setzte sich für Flüchtlinge und für behinderte Menschen ein. An diesem Mittwoch wird der frühere Limburger Bischof 90 Jahre alt.

Autor/in:
Norbert Demuth
Franz Kamphaus, emeritierter Bischof von Limburg / © Harald Oppitz (KNA)
Franz Kamphaus, emeritierter Bischof von Limburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Er versuche, das zu leben, was er glaube und verkündige, hat Franz Kamphaus einmal gesagt. Sein entschiedener Einsatz für die am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen fand bundesweit Beachtung. 25 Jahre lang - von 1982 bis 2007 - war Kamphaus Bischof des Bistums Limburg. An diesem Mittwoch wird er 90 Jahre alt.

Menschenfreund und "westfälischer Dickschädel"

Der sprachmächtige Prediger Kamphaus prägte das Motto "Mach's wie Gott: werde Mensch". Kamphaus ist ein Menschenfreund, aber keiner, der es allen recht machen will. 2018 betonte er in einem Buch zur Bergpredigt, dass Jesus auch Anstoß erregt habe. Jesus sei "alles andere als süß, kein Kompromissler" gewesen.

Auch der gebürtige Münsterländer Kamphaus besitzt einen "westfälischen Dickschädel". Für großes Aufsehen sorgte seinerzeit, dass er sich unter Berufung auf sein Gewissen als einziger der deutschen Diözesanbischöfe weigerte, der 1999 ergangenen Weisung des damaligen Papstes Johannes Paul II. an die Bischöfe zu folgen, in den Schwangeren-Beratungsstellen ihrer Bistümer nicht mehr den vom Gesetzgeber verlangten Beratungsschein ausstellen zu lassen. Im März 2002 dann verfügte Johannes Paul II. gegen den Willen von Kamphaus den Ausstieg des Bistums Limburg aus der gesetzlichen Konfliktberatung. Zugleich bat er den Bischof, im Amt zu bleiben - was Kamphaus tat, bis zu seinem 75. Geburtstag am 2. Februar 2007.

Nach seiner Emeritierung zog er sich in das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen zurück. In der kirchlichen Einrichtung lebt er mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammen. "Ich bin einer von ihnen", so Kamphaus. Seit Jahrzehnten plagt ihn ein Tremor, der seine Hände und seine Stimme zittern lässt.

"Es geht ihm nach wie vor gesundheitlich gut"

Seinen 90. Geburtstag wird Kamphaus "im ganz kleinen Kreis im Sankt Vincenzstift begehen", wie der Limburger Bistumssprecher Stephan Schnelle auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Offizielle Feierlichkeiten im Bistum werde es auf Kamphaus' Wunsch hin nicht geben. "Er bittet zudem um Verständnis, dass er an seinem Geburtstag keine persönlichen Besuche empfangen wird." In kleiner Runde werde Kamphaus am Geburtstag auch eine Messe feiern, an der der amtierende Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sowie Weihbischof Thomas Löhr teilnehmen. Der Gottesdienst sei nicht öffentlich.

Kamphaus blicke dankbar auf sein erfülltes Leben zurück, so der Bistumssprecher. "Es geht ihm nach wie vor gesundheitlich gut." Er tausche sich mit Bewohnern des Vincenzstifts aus, lese und gehe spazieren. Interviews gebe er aber nicht mehr und halte keine öffentlichen Vorträge oder Festpredigten mehr.

Schon mit 13 Jahren soll der Bauernsohn aus Lüdinghausen mit dem Satz "Ich werde Pastor" überrascht haben. "Ich weiß nicht, wo das herkam", beschrieb Kamphaus laut Bistum rückblickend diesen "ganz verrückten" Moment. Man könne es Eingebung oder Fügung nennen, "aber es war in mir und ist in mir geblieben", sagte er 2019 anlässlich seines 60-jährigen Priesterjubiläums.

Franz Kamphaus nach seiner Bischofsweihe 1982 in Limburg / © N.N. (KNA)
Franz Kamphaus nach seiner Bischofsweihe 1982 in Limburg / © N.N. ( KNA )

Damals betonte er auch, dass ihn der Zustand der Kirche schmerzt: "Sie liegt am Boden, und nicht wenige sind dabei, sie auszuzählen." Nach dem Missbrauchsskandal sei es nötig, aufzuklären und Transparenz herzustellen. Das tat Kamphaus am Ende auch selbst: In einer im November 2019 veröffentlichten Erklärung räumte er in einem Missbrauchsfall um einen ehemaligen Priester eigene "schwere Schuld" ein. Ihn belaste seit langem der Fall des mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Wolfdieter W., der Mitte der 1980er Jahre aus dem Bistum Würzburg ins Bistum Limburg gekommen und übergriffig geworden war. In diesem Fall hätte er selbst entschiedener "durchgreifen müssen", so Kamphaus.

Mehr als 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) äußerte Kamphaus zudem, die Kirche müsse einen neuen Aufbruch wagen: "Es fehlt das III. Vatikanum."

Nachdem Kamphaus 2021 das Buch "Den Armen eine frohe Botschaft bringen: Inspirationen zum Lukas-Jahr" publizierte, plant er nun laut Bistum ein Werk zum Markus-Evangelium. Kamphaus: "Ich weiß nicht, ob ich es vollenden werden, aber man muss sich Ziele geben."

Quelle:
KNA