Libanon nach dem Attentat auf einen Abgeordneten tief gespalten

Beirut verschiebt Wahl

Die Amtszeit des derzeitigen pro-syrischen Präsidenten Emile Lahoud endet am 23. November. Am heutigen Dienstag sollte im Libanon ein neuer Präsident gewählt werden, doch die vorsichtige Annährung zwischen den politischen Strömungen war nach dem Attentat auf den christlichen Parlamentarier Ghanem vergangene Woche zerbrochen. Christian Hanelt, Nahostexperte der Bertelsmannstiftung erläutert im domradio-Interview den politischen Hintergrund.

 (DR)

Das „Schicksal der libanesischen Nation" hänge von der Präsidentenwahl ab, sagen die einflussreichen maronitischen Bischöfe im Libanon. Unter dem Vorsitz des Patriarchen von Antiochien, Kardinal Nasrallah Boutros Sfeir, hat die Bischofskonferenz laut einem Bericht der Beiruter Tageszeitung „L'Orient-Le Jour" an alle Parlamentsmitglieder eindringlich appelliert, die Präsidentenwahl nicht zu boykottieren.

Im Libanon leben 18 verschiedene religiöse Gruppen und Ethnien. Diese teilen sich in zwei große Lager. Die westlich orientierten und anti-syrischen Kräfte um Ministerpräsident Siniora  und die pro-syrischen Kräfte. Die Christen im Land, aus deren Reihen laut Verfassung der Präsident kommen muss, sind gespalten.

Das Land befinde sich „am Rande des Abgrunds", nur ein „ehrlicher Dialog" könne das Land retten, so die maronitischen Bischöfe. Für eine „Wiedergeburt des Libanon" brauche es jedoch ein „Klima der Kooperation" zwischen Staatsoberhaupt, Regierung und Parlament sowie die Verständigung zwischen den zerstrittenen politischen Lagern. - Die maronitische Kirche ist die einflussreichste Religionsgemeinschaft der multireligiösen Zedernrepublik.