DOMRADIO.DE: Wie glücklich sind Sie persönlich, dass Leverkusen Meister geworden ist?
Pfarrer Heinz-Peter Teller (Stadtdechant von Leverkusen): Ich freue mich mit der ganzen Stadt. Als Stadtdechant fiebert man ja mit. Ich habe mich riesig gefreut, dass das gestern geklappt hat. Man merkte gestern schon die Anspannung die ganze Zeit über. Dann kam der befreiende Schlag und alles war gut.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie in Leverkusen gefeiert? Gab es eine schlaflose Nacht?
Teller: Ich hatte gestern noch Brautpaare da und Leute, die abends so kommen. Aber die Stadt war in Aufruhr. Es gab Autokorsos und man hat sich zugeprostet. Ich habe auch mit einem Bier angestoßen und habe mit einigen telefoniert. Man hört mal, wie es war und guckt sich die Bilder an. Dann ist die Nacht schon kurz, aber wir freuen uns alle. Aber heute sind wir voller Energie hier in Leverkusen.
DOMRADIO.DE: Aber Sie haben noch nicht aus Freude die Glocken läuten lassen?
Teller: Doch. Das ist sofort gestern passiert. Die Glocken haben sofort geläutet, als das klar war. Es haben für fünf Minuten alle Glocken eingestimmt, so wie an Ostern. Das haben wir schon gemacht. Das haben die Küster unter sich ausgemacht. Darum brauche ich mich gar nicht zu kümmern. Das läuft alles von alleine.
DOMRADIO.DE: Das Image der Stadt Leverkusen wird vom Chemieriesen Bayer dominiert. Bayer steckt inzwischen in der Krise. Wie wichtig ist in so einer Situation der Meistertitel für das Selbstbewusstsein der Stadt?
Teller: Ich glaube schon, dass das psychologisch eine große Wirkung hat und den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft, der unterschiedlichen Stadtteile fördert. Leverkusen hat ja auch kein Zentrum in dem Sinn wie Köln, es ein bisschen in drei Zentren zersiedelt.
Für die unterschiedlichen Volksgruppen in den Stadtteilen ist das natürlich eine förderliche Maßnahme. Alle jubeln zusammen. Das ist schon eine schöne Sache.
Bei uns gegenüber gibt es eine griechische Kneipe. Darin haben etliche Leute aus allen möglichen Ländern zusammen gefeiert. Ich finde es toll, dass das so ist.
DOMRADIO.DE: Elf Jahre in Folge ist Bayern München immer wieder Deutscher Meister geworden. Leverkusen hatte dagegen im Jahr 2002 die Chance auf gleich drei Titel und dann keinen einzigen gewonnen. Jetzt ist die Meisterschaft perfekt. Der Pokalsieg und sogar die Europa League sind noch drin. Spüren Sie jetzt in der Stadt auch so etwas wie eine Aufbruchstimmung?
Teller: Ja, natürlich. Jetzt heißt es, das andere schaffen wir auch. Das ist für mich ein gutes Beispiel, dass man nie die Hoffnung aufgeben darf. Das ist fast schon eine metaphysische Aussage, eine religiöse Aussage. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Irgendwann klappt es. Was man nicht für möglich hält, wird Wirklichkeit.
Ich habe deswegen auch zwei große Kerzen bestellt, die wir jetzt in zwei unserer Kirchen anzünden. Die Kerzen tragen das "Bayer 04"-Logo vorne drauf, schön gebastelt. Es gibt da jemanden, der das ganz toll macht. Die Kerzen werden wir die Tage vor der Presse feierlich entflammen und dann dafür beten, dass das alles klappt.
DOMRADIO.DE: Sie drücken der Mannschaft also fest die Daumen für den Rest der Saison?
Teller: Die ganze Pfarrei, das ganze Stadtdekanat drückt natürlich die Daumen. Dazu gehören selbst die, die anderen Vereinen angehören. Die freuen sich dann doch, dass nicht nur immer das gleiche Team Meister wird, sondern auch mal ein anderes. Das eint uns schon alle.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Meister - und jetzt? So geht's für Bayer Leverkusen weiter
Den ersten von drei möglichen Titeln in dieser Saison hat Bayer Leverkusen sicher. Seit Sonntag steht fest: Der deutsche Meister kommt aus der Stadt am Rhein. In den kommenden Wochen will Bayer 04 weitere Trophäen holen. Nach der Saison soll groß gefeiert werden. Wichtige Stationen der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso in den kommenden Wochen:
