Leo-Baeck-Preis für Theo Zwanziger

Vorbildliches Engagement

Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußballbundes, hat den Leo-Baeck-Preis 2009 des Zentralrats der Juden in Deutschland erhalten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble würdigte ihn bei der Ehrung am Mittwoch in Berlin als "vorbildlichen Verantwortungsträger" der freiheitlichen Gesellschaft. Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch betonte, Zwanziger habe mit langjährigem Engagement gegen Rassismus und Fremdenhass Wesentliches geleistet für eine tolerante Gesellschaft.

 (DR)

Zwanziger rief zu gemeinsamem Engagement auf, um den «wunderschönen Fußball», der von vornherein auf Verbindung und nicht auf Ausgrenzung angelegt sei, von Fremdenfeindlichkeit freizuhalten. Dazu solle die Bundesregierung durch eine weitere Sensibilisierung des Ehrenamts beitragen, damit Freiwillige nicht auf rechtsextreme Unterwanderung oder Parolen hereinfielen. Die Auszeichnung sei eine Mahnung an den ganzen Fußball, bei rechtsextremen Ausfällen niemals tatenlos zuzuschauen.

Der DFB-Präsident dankte spürbar gerührt für die Ehrung und die Laudatio durch Schäuble. Es sei «nicht so ganz einfach» für ihn, solche Worte zu hören. Er tue nur das, was ihn seine Mutter und Großmutter nach dem Kriegstod des Vaters gelehrt hätten, gegen «Rassismus als schleichendes Gift der Gesellschaft» anzugehen, so der im Juni 1945 geborene Zwanziger.

Die seit 1956 meist jährlich vergebene Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Sie erinnert an den 1873 geborenen Berliner Oberrabbiner Leo Baeck, der 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde und 1956 in London starb. An der Feier im Hotel Adlon mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal nahmen unter anderen der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Zentraleuropa, Augoustinos, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Ayyub Axel Köhler und eine Reihe führender Parteivertreter teil, darunter SPD-Chef Franz Müntefering, Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und der designierte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Auch eine Reihe von DFB-Vertretern nahm an der Feier teil.

Schäuble, in dessen bisheriger Zuständigkeit als Innenminister auch der Sport lag, dankte Zwanziger für seine entschiedene und kompromisslose Haltung gegenüber gefährlichen Tendenzen. Er stehe nicht allein. Millionen Menschen engagierten sich tatkräftig und beharrlich im Fußball gegen Gewalt; Zwanziger erreiche mit seinem langfristig angelegten Engagement vielfach mehr als Politiker mit allen Programmen.

Knobloch rief Verantwortungsträger aus Politik und Gesellschaft auf, sich bei judenfeindlichen Übergriffen zu Wort zu melden. Dann meldeten sich oft nur Vertreter des Zentralrats. Dieser sei aber etwas anderes als die moralische Instanz Deutschlands und habe das auch nie sein wollen. «Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist keine alleinige Angelegenheit derer, die davon betroffen sind», mahnte sie.

Zu den Preisträgern früherer Jahre gehören unter anderen die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau sowie die Verlegerin Friede Springer. Zuletzt erhielt vor zwei Jahren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Auszeichnung.