Leiter katholischer Schulen schreiben Brief an Erzbischof Heße

"Ohne jegliche Beteiligung"

Nach dem Protest von 400 Schülern, legen jetzt die Leiter aller katholischen Schulen in Hamburg nach. In einem Brief an Erzbischof Heße benennen die Schulleiter gravierende Mängel und warum die Schließungen nicht hinnehmbar sind.

Von der Schließung bedroht: das Niels-Stensen-Gymnasium in Hamburg / © Michael Althaus (KNA)
Von der Schließung bedroht: das Niels-Stensen-Gymnasium in Hamburg / © Michael Althaus ( KNA )

Die Leiter aller 21 katholischen Schulen in Hamburg haben sich mit einem Brief an Erzbischof Stefan Heße gewandt. Darin machen sie ihr Unverständnis über die geplanten Schließungen von bis zu acht Schulen deutlich, wie das "Hamburger Abendblatt" (Mittwoch) berichtet, dem das Schreiben nach eigenen Angaben vorliegt. Die Schulleiter erinnern daran, dass sie vor einem Jahr dem Erzbistum Hilfe bei einem Erneuerungsprozess angeboten hätten, um bei einer Reduzierung der Standorte ein "in sich ausgewogenes" System zu erhalten.

Entscheidung nicht transparent

Nun hätten sie zur Kenntnis nehmen müssen, "dass die Entscheidungen ohne jegliche Beteiligung unsererseits getroffen wurden", schreiben die Schulleiter den Angaben zufolge. Das Szenario sei so gewählt worden, "dass die Entscheidungen irreversibel sind". Die reduzierte Anzahl von Schulen bilde kein Schulsystem mehr ab. Im Süden der Stadt werde es gar keine Standorte mehr geben, obwohl dort besonders viele katholische Familien lebten. Auch lägen die verbleibenden Schulen "vornehmlich nicht mehr in sozialen Brennpunkten". Stadtteilschulen seien zudem überproportional von den Schließungen betroffen.

Die Schulleiter kritisieren in dem Schreiben zudem eine mangelnde Kommunikation des Erzbistums. Die direkt Betroffenen seien von den Maßnahmen nicht persönlich informiert worden. Weder sei bei der Ankündigung an das Kollegium ein hochrangiger Vertreter des Erzbistums anwesend gewesen, noch seien die Eltern direkt informiert worden. Sie hätten die Nachricht erst über die Kinder erhalten.

Dadurch sei "bei sehr vielen das Vertrauen in das Erzbistum, wenn nicht sogar in die Kirche, nachhaltig erschüttert", heißt es in dem Brief. Er wurde laut Zeitung von drei Schulleitern stellvertretend für alle unterschrieben.

Schulden zwingen das Erzbistum Hamburg zu Entscheidungen

Das Erzbistum Hamburg hatte am 19. Januar die Öffentlichkeit darüber informiert, bis zu acht seiner 21 Schulen schließen zu müssen. Im sozial schwachen Hamburger Süden sind mit dem Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg, der Katholischen Schule Harburg und der Katholischen Schule Neugraben gleich drei Einrichtungen betroffen. Das Niels-Stensen-Gymnasium war erst 2003 gegründet worden.

Grund ist den Angaben zufolge die prekäre Haushaltslage. Aktuell hat das Erzbistum 79 Millionen Euro Schulden, die nach einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young bis 2021 auf bis zu 353 Millionen anwachsen könnten, falls nicht gegengesteuert wird.


Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Katholische Grundschule St. Marien in Hamburg-Ottensen / © Joachim Koutzky (DR)
Katholische Grundschule St. Marien in Hamburg-Ottensen / © Joachim Koutzky ( DR )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema