Orden lässt Gewaltvorwürfe aus Ludwigsburg umfassend aufarbeiten

Leiderfahrungen in den 1960ern bis 1980er Jahren

Ehemalige Heimkinder und Mitarbeiter berichten über "sehr schlechte Erinnerungen" an "gewalttätiges und abwertendes Verhalten". Grund für die Karmelitinnen die Vorwürfe gegen das Ludwigsburger Kinderheimt überprüfen zu lassen.

Fotos von Heimkindern / © Armin Weigel (dpa)
Fotos von Heimkindern / © Armin Weigel ( dpa )

Der Orden der Karmelitinnen lässt Vorwürfe über Gewalt und Vernachlässigung in einem Ludwigsburger Kinderheim umfassend vom Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) untersuchen. Wie die Hausoberin Edith Riedle an diesem Freitag in Ludwigsburg erläuterte, soll die Studie im Sommer 2021 vorliegen.

Institut sammelt Berichte

Nach einem Aufruf hatten sich rund 30 Menschen an das IPP gewandt und über ihre Erfahrungen berichtet. Ein in den Medien erhobener Vorwurf sexuellen Missbrauchs durch einen Priester in einem Beichtstuhl fällt laut Orden in die Zuständigkeit des Bistums Rottenburg-Stuttgart und wird dort behandelt. Das Heim ist seit 27 Jahren geschlossen.

Im jetzt veröffentlichten ersten Bericht listet das IPP Vorwürfe von Leiderfahrungen aus den 1960er bis in die 1980er Jahren auf. Heimkinder und Mitarbeiter äußerten überwiegend "sehr schlechte Erinnerungen". Wörtlich heißt es: "Darstellungen von lieblosem und auch gewalttätigem sowie abwertendem Verhalten bestimmen das Gros der Erzählungen."

Seelische und körperliche Grausamkeiten

Das IPP spricht von struktureller Gewalt, psychischer Gewalt, Vernachlässigung und physischer Gewalt. Das Heim sei dem Betreuungs- und Schutzauftrag nicht nachgekommen. Diese Bewertung gelte nicht nur nach heutigen Standards, sondern auch nach denen vor 1975. In Ludwigsburg-Hoheneck seien Menschenrechte und Menschenwürde missachtet worden.


Quelle:
KNA
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