Lehmann: Liberalisierung des Stammzellgesetzes wäre Irrweg

Gegen pragmatische Lösungen bei ethischen Fragen

Kardinal Karl Lehmann hat das Nein der Kirche zu einer Lockerung des Stammzellgesetzes bekräftigt. Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bezeichnete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Berlin eine Verschiebung des Stichtags um vier Jahre als Irrweg. Die Politik dürfe nicht mit pragmatischen Lösungen an den großen Herausforderungen vorbeigehen.

 (DR)

Nach geltendem Recht dürfen deutsche Wissenschaftler nur vor dem 1. Januar 2002 im Ausland gewonnene embryonale Stammzellen verwenden. Politiker und die evangelische Kirche schlagen vor, diesen Termin um gut fünf Jahre auf 2006 zu verschieben, damit der Forschung mehr Stammzellen zur Verfügung stehen.

Lehmann sprach von einer wachsenden Gefahr, dass die politischen Entscheidungsträger "nicht mehr wirklich grundsätzlich diskutieren wollen". Die Politik setze auf pragmatische Lösungen und gehe damit an den großen Herausforderungen vorbei. So wolle niemand mehr über die Grundsatzfrage sprechen, ob bereits die Vereinigung von Ei- und Samenzelle menschliches Leben konstituiere und welche Konsequenzen sich daraus ergäben. Die Kirche sei dabei mit ihren Mahnungen "Rufer in der Wüste". Am Dienstagabend hatte sich die bei diesem Thema gespaltene Unionsfraktion mit der Frage einer Neuordnung befasst.