Lehmann eröffnet Vorlesungen seiner Stiftungsprofessur

Ein Kardinal an der Uni

Mit dem Thema "Rückkehr der Religion?" hat Kardinal Karl Lehmann am Dienstagabend die von ihm konzipierte Vorlesungsreihe seiner Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur an der Universität Mainz eröffnet. Die Reihe steht unter der Überschrift "Weltreligionen - Verstehen, Verständigung, Verantwortung". "Wir wollen das Fremde verstehen", sagte Lehmann. Vielleicht könne das eigene Welt- und Menschenbild dadurch bereichert werden.

Karl Kardinal Lehmann: Differenzierter Umgang mit Pius-Brüdern (DBK)
Karl Kardinal Lehmann: Differenzierter Umgang mit Pius-Brüdern / ( DBK )

Lehmann verwies in seiner Eröffnungsvorlesung auf den religionskritischen Aspekt des christlichen Glaubens, der nicht einfach jedes Phänomen der Religionen schon als positiven Ausdruck des Glaubens anerkenne. Religion müsse die recht verstandene Freiheit der Menschen fördern. Ein maßgeblicher Beweggrund für jede Religion müsse in der Überwindung infantiler Bevormundung und in der Förderung wahrer Freiheit zu einem guten Leben bestehen. Kritik- und Denkfähigkeit müssten gefördert und vertieft werden, so der Mainzer Bischof. Eine Begeisterung, die dies auslöschen würde, und ein blinder Fanatismus könnten deshalb sehr «fragwürdige Gestalten» innerhalb einer Religion werden.

Unmittelbar vor seiner Eröffnungsvorlesung hatte sich Lehmann in das Goldene Buch der Mainzer Uni eingetragen. Der Kardinal ist der zehnte Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur des Vereins «Freunde der Universität Mainz». Zu seinen Vorgängern gehören der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Klaus Töpfer.

Als Gastredner erwartet Lehmann unter anderen den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und den Soziologen Hans Joas. Die Vorlesungen und die anschließenden Gesprächsrunden befassen sich mit Judentum, Christentum, Islam, Baha'i-Religion, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus. Zudem geht es um die Themen Religion und Säkularisierung sowie «Religion, Politik und Gewalt». Alle Veranstaltungen werden von Lehmann moderiert. Bei der abschließenden am 7. Juli will der Kardinal über «Notwendigkeiten, Risiken und Kriterien für den interreligiösen Dialog heute und in Zukunft» sprechen.

Hinweis: Die Vorlesungen sind öffentlich. Sie finden jeweils dienstags von 18.15 Uhr bis etwa 20 Uhr im Hörsaal RW 1 (Haus Recht und Wirtschaft) der Uni Mainz statt.