Lee Millers Bilder vom zerstörten Köln im März 1945

"Kaputtsein ist kein Mythos"

"Auf Lee Millers Bildern ist sehr erkennbar, dass die Dächer des Doms kaputt und abgedeckt sind“, sagt der Präsident des Kölner Dombau-Vereins Michael Hoffmann im domradio.de Interview, und er zeigt auf die gut sichtbare freigelegte Stahlkonstruktion des Dachs: „Ich bin davon persönlich überzeugt, dass diese Eisenkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert verhindert hat, dass das Dach abgebrannt und der Dom komplett eingestürzt ist". Der Zentral- Dombau-Verein ist Mitherausgeber des Greven-Bildbands: "Lee Miller Köln im März 1945".

Ostseite des Kölner Doms im März 1945 / © Lee Miller
Ostseite des Kölner Doms im März 1945 / © Lee Miller

Aber es sind nicht nur die Fotografien vom Kölner Dom, die in dem Bildband beeindrucken. "Hier wird ein ganz anderes Bild vom zerstörten Köln nach dem Krieg sichtbar", sagt der Kulturjournalist Dr. Walter Filz, der einen einführenden Text zu dem Bildband geschrieben hat. In "Kaputtsein ist kein Mythos – Bild und Bildkosmetik einer zerstörten Stadt", schreibt Dr. Filz, dass Bilder vom zerstörten Köln oft als Mythos einer romantisch apokalyptischen Verklärung inszeniert wurden.

Im domradio.de Interview erzählt Walter Filz über die andere Nachkriegs Wirklichkeit, die auf den Bildern von Lee Miller zu sehen ist. "Man sieht Menschen, Kölner – durchaus gut gekleidet und auf fast neuen Fahrrädern. Dagegen stellt Lee Miller ihre Bilder aus dem Klingelpütz, ein Gefängnis mitten in Köln, über das die Fotografin schreibt: Das beeindruckende an diesem Gefängnis war seine Lage im Herzen Deutschlands. Die Täter waren ganz normale Leute. Dies geschah in einer großen deutschen Stadt, wo die Einwohner die Taten ihrer Liebhaber, Ehemänner und Söhne gekannt und verschwiegen oder zumindest geahnt und ignoriert haben müssen".