Psalm 95 von Mendelssohn in der Vorstellung

Lasst uns anbeten

Der alttestamentliche Psalm 95 fordert den Menschen auf, niederzuknieen und Gott anzubeten. Damit nimmt der Text das Bild von das Jesuskind anbetenden Hirten an der Krippe von Bethlehem vorweg.

Krippe auf dem Petersplatz 2014 / © Cristian Gennari (KNA)
Krippe auf dem Petersplatz 2014 / © Cristian Gennari ( KNA )

Felix Mendelssohn Bartholdy vertonte Psalm 95 im Jahr 1838. Im christlichen Verständnis kündigen die Texte des Alten Testaments das Kommen von Jesus Christus als Messias und Sohn Gottes an – daher passt der Text von Psalm 95 auch gut in die Weihnachtszeit.
Die Bibel erzählt im Lukasevangelium, wie die Hirten auf dem Feld von einem Engel die Nachricht erhalten, dass im Stall von Bethlehem der Messias geboren worden ist. Sie kommen zur Krippe und loben Gott, dass alles so eingetroffen ist, wie es der Engel ihnen gesagt hat. Psalm 95 thematisiert das segensreiche Handeln Gottes an den Menschen. Deswegen fordert der Text alle auf, dem Herrn zu frohlocken, wie es heißt. 

Wie kaum ein zweiter Komponist im 19. Jahrhundert vertonte Felix Mendelssohn Bartholdy farbenfroh, klangreich und originell die alttestamentlichen Psalmen. Mal eher schlicht für Chor ohne Begleitung, dann wieder groß angelegt für Gesangssolisten, Chor und Sinfonieorchester. 5 dieser großen Psalmenvertonungen komponierte Mendelssohn Bartholdy in der Zeit von 1830 bis 1843.

Gattungstechnisch sind sie als religiöse Musik irgendwo zwischen den Oratorien von Mendelssohn und Georg Friedrich Händel und den Kantaten von Johann Sebastian Bach anzusiedeln. Felix Mendelssohn Bartholdy reizte die Sprachgewalt und Tiefe der alttestamentlichen Texte, auch mit Psalm 95 beschäftigte er sich lange. Für die Komposition stellte er die Verse etwas um, damit die Musik dramaturgisch seinen Vorstellungen folgen konnte. Wie bei einer Kantate wechselt die Besetzung von Abschnitt zu Abschnitt. Drei große Themen finden sich in dem Psalm. Die Aufforderung, Gott anzubeten und zu loben, dann die Beschreibung, dass Gott den Menschen gut tut und er wie ein Hirte zu seinen Schafen ist. Und schließlich die Mahnung und Erinnerung, wie schlecht es den Menschen ging, als sie ihr Herz verstockt hatten und nicht auf Gott hörten. Mit dieser eindringlichen Bitte zu mehr Gottesfurcht endet der Psalm.

Die oft dramatischen Worte des Psalms und Mendelssohns Tonsprache passen gut zueinander, heute werden alle Psalmenvertonungen des gebürtigen Hamburgers in vielen Konzerten und Gottesdiensten aufgeführt.

(Sendedatum: 20.12.2015)