Langjähriger Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls wird 80

Sprecher und Spin-Doctor des Papstes

Länger als die meisten leitenden Vatikanmitarbeiter blieb Presseamtsleiter Joaquin Navarro-Valls unter Papst Johannes Paul II. im Amt. Der gelernte Journalist und Mediziner war mehr als nur ein Sprecher. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Lang ist es her: Papst Johannes Paul II. und Navarro-Valls (r.) im Jahr 1999 (KNA)
Lang ist es her: Papst Johannes Paul II. und Navarro-Valls (r.) im Jahr 1999 / ( KNA )

Fast 18 Jahre, so lange wie kein Vorgänger, hat Joaquin Novarro-Valls das Amt des Vatikansprechers ausgeübt. Ende 1984 berief Johannes Paul II. den spanischen Medienmann und Mediziner an die Spitze des Presseamtes und behielt ihn dort für sein gesamtes weiteres Pontifikat. Auch Benedikt XVI. beließ den Laien aus dem Opus Dei noch für ein Jahr in seinen Diensten, bevor er ihn gegen den Jesuiten Federico Lombardi austauschte.

Seinen letzten ganz großen Auftritt hatte Navarro im April 2011, als er zur Seligsprechung von Johannes Paul II. vor 200.000 Menschen seinen Pontifex würdigte. Am 16. November vollendet Navarro, der sich auch als Pensionär im italienischen Staatsfernsehen RAI oder der linksliberalen "La Repubblica" zu Vatikan-Themen äußert, das 80. Lebensjahr.

Veränderungen der Medienwelt

Navarro trat mit dem Auftrag an, die Arbeit des vatikanischen Presseamtes neu zu organisieren. Und in der Tat hat der Journalist, der zuvor Rom-Korrespondent der spanischen Zeitung ABC und auch Präsident der Auslandspresse war, die Behörde modernisiert. In seine Amtszeit fielen die großen Veränderungen der Medienwelt mit der breiten Nutzung des Internets. Navarro sorgte nicht nur für die Weitergabe der Nachrichten aus dem Vatikan an die akkreditierten Journalisten durch das mittägliche Pressebulletin, das "Bollettino".

Er führte auch neue Dienste ein, wie den agenturähnlichen "Vatican information service" VIS, mit dem er insbesondere Nuntien, Botschafter und Bischöfe in aller Welt komprimiert und rasch über Vatikanisches unterrichtete - der aber vor zwei Jahren eingestellt wurde.

Mit der Kurienreform "Pastor bonus" von 1988 erhielt Navarros Behörde weitreichende Eigenständigkeit. War zuvor der Medienrat zumindest offiziell die Leitstelle der vatikanischen Medienpolitik, so kam diese nun direkt zur Sala Stampa. Allerdings erhielt auch Navarro - wie schon seine Vorgänger - die offiziellen Informationen auf dem Dienstweg über das Staatssekretariat.

Dessen Dokumentations- und Informationsbüro übermittelte ihm jeden Vormittag die Liste der Audienzgäste, die Ernennungen des Tages und die Papst-Ansprachen. Er musste diese dann auf dienstliche Kopfbögen montieren, vervielfältigen und gegen 12 Uhr den Journalisten aushändigen - oder übers Internet zugänglich machen. Darüber hinaus beantwortete er täglich viele Fragen von Journalisten.

Sprecher des Papstes

Allerdings hatte auch Navarro selbst einen direkten Kontakt ins "Appartamento", die Papst-Wohnung. Er war nicht nur Direktor des Presseamtes, sondern verstand sich auch als Sprecher des Papstes, den er stets sympathisch herüberzubringen versuchte, und zu dessen Krankheit er sich erst in der Endphase detaillierter äußerte. Navarro fungierte auch als Spin-Doctor für Johannes Paul II. und die Spitze des Staatssekretariats. Ein Manko war, dass Navarro im Gegensatz zu seinem Nachfolger Lombardi kein ausgebildeter Theologe war. Er behalf sich, indem er bei der Präsentation großer Vatikan-Dokumente die zuständigen Kardinäle, Bischöfe und Experten aufs Podium der Pressekonferenzen einlud.

Er habe den Papst nie gefragt, warum er ihn in dieses Amt berufen habe, und dieser habe ihm auch nichts von sich aus dazu gesagt, ließ Navarro wissen. Aber er sei dankbar dafür, dass er große Momente der Zeitgeschichte aus der Nähe erleben konnte: etwa das erste Treffen von Johannes Paul II. mit Michajl Gorbatschow. Oder die erste Reise des Papstes nach Kuba und seinen Gang an die Jerusalemer Klagemauer.

Repräsentant von Opus Dei

Der Vatikan betraute Navarro darüber hinaus auch mit politischen und diplomatischen Missionen. So gehörte er zur offiziellen Delegation des Heiligen Stuhls bei der UN-Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Und drei Monate vor der Kuba-Reise 1998 führte er dort vor Ort klärende Gespräche.

Mit der Pensionierung Navarros verlor das Opus Dei einen prominenten Repräsentanten ganz oben im Vatikan. Auf ihn folgte der Jesuit Lombardi. Aber nach dessen zehnjähriger Amtszeit ging das Amt des Vatikansprechers wieder an die Personalprälatur. Auch der US-Amerikaner Greg Burke, der das Presseamt freilich noch innerhalb des neugegründeten Mediensekretariats positionieren muss, ist Numerarier dieser Gemeinschaft.


Quelle:
KNA