Langjährige Papst-Freundin Wanda Poltawska gestorben

Tod mit 101 Jahren

Über Jahrzehnte schrieb sie sich mit Papst Johannes Paul II. Briefe, saß sogar an seinem Sterbebett – nun ist Wanda Poltawska verstorben. Sie spielte auch in seinem Seligsprechungsprozess eine Rolle.

KZ-Überlebende und Papstfreundin Wanda Poltawska gestorben / © Soeren Stache (dpa)
KZ-Überlebende und Papstfreundin Wanda Poltawska gestorben / © Soeren Stache ( dpa )

Wanda Poltawska, polnische Psychiaterin und langjährige Freundin von Papst Johannes Paul II., ist in der Nacht zum Mittwoch in Krakau im Alter von 101 Jahren gestorben. Das meldete das Erzbistum Krakau in Übereinstimmung mit polnischen Medien. Poltawska führte über 50 Jahre eine intensive Korrespondenz mit Karol Wojtyla, dem späteren Papst, der sie als seine "Schwester" bezeichnete. Am 2. November wäre sie 102 Jahre alt geworden.

Der Schriftwechsel mit Johannes Paul II. fand auch Eingang in dessen Seligsprechungsprozess. Beim Tod des Papstes 2005 gehörte Poltawska zu den wenigen Vertrauten an seinem Sterbebett. 1967 hatte sie das Institut für Familientheologie an der Päpstlichen Theologischen Akademie in Krakau, der heutigen Päpstlichen Universität Johannes Paul II., gegründet. Das Institut leitete sie 33 Jahre lang.

Plötzliche Heilung von Darmkrebs

Als Poltawska 1962 an Darmkrebs erkrankte, wandte sich Wojtyla, damals Weihbischof in Krakau, von Rom aus über einen Boten brieflich an den als wundertätigen Priester verehrten Pater Pio (1887-1968) und bat ihn um besondere Fürsprache für seine Freundin. Diese war noch vor der Operation geheilt; eine medizinische Erklärung dafür gab es nicht.

Gang in den Vatikanischen Grotten, große Krypta mit Papstgräbern, mit einem Mosaik-Porträt von Papst Johannes Paul II., am 14. November 2022 unter dem Petersdom im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Gang in den Vatikanischen Grotten, große Krypta mit Papstgräbern, mit einem Mosaik-Porträt von Papst Johannes Paul II., am 14. November 2022 unter dem Petersdom im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Poltawska besuchte bis zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1939 in ihrer Geburtsstadt Lublin die Schule. Nach der Besetzung Polens organisierte sie als Mitglied einer Pfadfindergruppe verbotene Aktivitäten gegen die Deutschen. 1941 wurde sie von der Gestapo verhaftet und sechs Monate im Gefängnis festgehalten. Danach musste sie im KZ Ravensbrück Zwangsarbeit leisten. Dort führten Nationalsozialisten an ihr und anderen inhaftierten Frauen auch pseudomedizinische Experimente durch.

Zwangsarbeit im KZ Ravensbrück

Anfang 1945 erreichte die Frauen die Nachricht, dass sie alle erschossen werden sollten, aber gemeinsam mit anderen konnte Poltawska untertauchen. Mit falschen Häftlingsnummern gelangte sie in einem Gefangenentransport ins Außenlager Neustadt-Glewe in Mecklenburg, das im Mai 1945 befreit wurde. Poltawska kehrte nach Polen zurück.

1947 heiratete Poltawska den Krakauer Philosophen Andrzej Poltawski und brachte in den folgenden Jahren vier Kinder zur Welt. In Krakau studierte sie Medizin und Psychologie und wurde 1964 in Psychiatrie promoviert. Sie war in katholischen Organisationen in Polen und als Pastoralmedizinerin aktiv. 2008 verlieh ihr die Katholische Universität Lublin ein Ehrendoktorat. 2016 bekam Poltawska die höchste Auszeichnung des polnischen Staates, den Orden des Weißen Adlers.

Quelle:
KNA