Das gesamte Jahr über feiert Irland sich selbst. Mit zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen wird an die Tage vom 24. bis zum 29. April 1916 erinnert, als militante Republikaner gegen Briten für ein unabhängiges Irland kämpften. Mit «heiliger Verehrung», beinahe wie «Reliquien» würden die Erinnerungsstücke aus der Zeit des Aufstands behandelt, bringt es die Wochenzeitung «New Statesman» auf den Punkt.
Die Kekse der Rebellen
Im Nationalmuseum in Dublin kann man derzeit etwa die Kekse bestaunen, die man den Rebellen nach ihrer Verhaftung servierte. 4,5 Millionen Zwei-Euro-Gedenkmünzen mit der Prägung «100 Jahre Osteraufstand» wurden produziert; eine staatliche Internetseite informiert über historische Hintergründe und tausende von Veranstaltungen.
Nüchtern betrachtet war der Osteraufstand der Republikaner 1916 ein Fehlschlag. Es beteiligten sich lediglich um die 1.500 Menschen an dem Aufstand gegen die Briten. Innerhalb von sechs Tagen war der Spuk vorbei und die Rebellen um die Anführer Patrick Pearse und James Connolly kapitulierten. Dublin lag in Trümmern. 485 Menschen - unter ihnen zahlreiche Zivilisten - waren tot, über 3.000 Menschen wurden verhaftet. Um ein Exempel zu statuieren, exekutierten die Briten die 16 Rädelsführer des Aufstands.
Im Nachhinein erwies sich diese Härte gegen die Aufständischen als ein folgenschwerer Fehler. Ursprünglich hatten die Rebellen wenig Rückhalt in der Bevölkerung, denn England hatte Irland bereits das Recht auf weitreichende politische Autonomie innerhalb des Vereinigten Königreichs in Aussicht gestellt. Diese sogenannte «Home Rule»-Gesetzesvorlage sollte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Kraft treten. Doch die Hinrichtungen ihrer Landsmänner verzieh die irische Bevölkerung nicht. Die Stimmung gegen die Briten kippte. Die getöteten Rebellen wurden zu nationalen Märtyrern und die kompromisslose Unabhängigkeit zum Ziel des katholischen Südens erklärt.
Osteraufstand auch Vorspiel zum Bürgerkrieg
Im protestantischen, pro-britischen Norden war man anderer Meinung. Hier verstand man die «Home Rule» als «Rome Rule» und fürchtete den Einfluss der katholischen Kirche. Der Osteraufstand wurde damit nicht nur zum Prolog für den Unabhängigkeitskrieg Irlands gegen Großbritannien zwischen 1919 und 1921, sondern auch zum Vorspiel für den Bürgerkrieg von 1922 bis 1923, der ein geteiltes Irland hinterließ.
Der Konflikt zwischen Nationalisten und Unionisten, zwischen Katholiken und Protestanten schwelt in Nordirland bis heute weiter. Dementsprechend sind die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum auch nicht völlig unbeschwert. Erst Anfang des Monats explodierte eine von abtrünnigen Republikanern platzierte Autobombe im nordirischen Belfast und verletzte einen Gefängnispolizisten.
Um kein Öl ins Feuer zu gießen, ist das Wort Versöhnung in aller Munde. Besonders die katholische Kirche ruft zu friedlichem Gedenken auf. Der Bischof von Cork, John Buckley, warnte davor, «Gewalt im Nachhinein zu glorifizieren.» Dafür gebe es «heute keinerlei Rechtfertigung mehr.» Auch die Irische Bischofskonferenz ließ verlauten, dass man einer «radikalen Friedenskultur» folgen müsse und der Kirche im Zuge der Veranstaltungen zum Osteraufstand eine besondere Rolle bei der «Förderung heilsamer Gespräche» zukomme.
Kristina Moorehead (KNA)