Landsberger Privatmuseum zeigt historische und prominente Schuhe

Des Papstes rote Slipper

Wenn es um Schuhe geht, ist Heinrich Pflanz in seinem Element: "Nichts wird so sehr mit Füßen getreten", kann er sich ereifern. Gleich neben seinem erstmals 1625 urkundlich erwähnten Geschäft im oberbayerischen Landsberg am Lech befindet sich im ersten Stock ein kleines Museum.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Bei Schuhen komme es nämlich nicht nur auf den modischen Aspekt an. Auch ob der Mensch sich gesundheitlich wohl fühlt oder einen tollen Auftritt hinlegt, hänge davon ab. Der 68-Jährige, gelernter Kaufmann und Schuhmacher, versteht sein Handwerk. Stundenlang könnte er erzählen inmitten seiner über 2.000 Paar Schuhe, die er aus dem In- und Ausland zusammengetragen hat.



Auf zwei Zimmer und mehrere Glasvitrinen verteilt sich die Kollektion, erstanden bei Auktionen und über Privatpersonen. Besonders stolz ist der Sammler auf das älteste Exponat: einen 3.000 Jahre alten ägyptischen "Flip-Flop" mit Holzsohle und Lederriemen.



Auch der schwarze Kinderschuh aus dem Riesengebirge von 1919, der nur sonntags getragen werden durfte, ist eine Rarität. Weil das Material nach dem Ersten Weltkrieg knapp war, besteht die Sohle aus winzigen einzelnen Lederflecken, die mit Nägeln befestigt sind. Pflanz interessiert stets die Geschichte hinter den Objekten. Deshalb gab er sich auch nicht zufrieden, als ihm aus einem Nachlass ein angeblicher Eskimo-Schuh überlassen wurde. Zwei Jahre dauerte die intensive Recherche, bis er herausfand, dass das gute Stück aus Griechenland war.



Schnabelschuhe aus dem Orient

Zwischen den täglichen Gebrauchstretern und einer Reihe von Stiefeln finden sich auch Schnabelschuhe aus dem Orient. Die Form wurde im 12. Jahrhundert in Europa von Adeligen übernommen. Je länger der Schnabel, umso größer das Ansehen der Person und ihr Reichtum. Dass jemand "auf großem Fuß" lebt, kommt also nicht von ungefähr.



Das gilt nicht weniger für Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, dessen Sportschuhe Größe 50 in der Prominentenvitrine stehen, mit Autogramm. Alt-Kanzler Helmut Schmidt hat seine "Brahmsee-Schuhe" herausgerückt, sein Nachfolger Helmut Kohl ein elegantes schwarzes Paar. Kohl fügte die Bemerkung hinzu, dass diese ihn ein gutes Stück auf seinem Weg vorangebracht hätten.



Die vom Kölner Kardinal Joachim Meisner nach einem Allgäu-Urlaub im Pfarrhof zurückgelassenen Wanderstiefel erhielten im Museum eine neue Bleibe, ebenso die Schnürschuhe von Franz Josef Strauß. Das Paar seines Vorgängers Alfons Goppel musste aus Platzgründen zuletzt für die roten, italienischen Glattleder-Schuhe von Papst Benedikt XVI. weichen. Auch wenn das Kirchenoberhaupt die Slipper in Größe 42 nie anhatte.



Ganz anders verhält es sich mit den Schuhen des früheren Bamberger Erzbischofs Josef Schneider. Sie sind passend zum Messgewand in den liturgischen Farben Weiß, Violett, Grün und Rot gehalten, teils mit feinem Stoff überzogen und reich bestickt. So edel sind nur noch die weißen Satin-Schuhe mit aufgesetzter Rosette, die nebenan auf blauem Samt ruhen. Bayerns König Ludwig II. trug sie einst zu seinem prachtvollen Sankt- Georgs-Ritter-Ornat.



Lang ist die Liste der Prominenten, die Pflanz ihre Schuhe überlassen haben. Bergsteigerlegende Luis Trenker, Sänger Peter Kraus und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus gehören dazu.

Selbst TV-Unterhalter Stefan Raab hat sich von seinen Cowboy-Stiefeln getrennt. "Der Schuh sagt etwas über seinen Träger aus", sagt der Schuster vieldeutig. Wer fehlt ihm noch in seiner Sammlung? "Thomas Gottschalk, denn der hat wirklich interessante Schuhe."



Hinweis: Anmeldung zur Besichtigung des Schuhmuseums in Landsberg, Vorderer Anger 274, unter Tel. (0 81 91) 42 2 96.