Landfunk: Der Phlox

Eine sommertrunkene Botschaft

Jetzt ist seine Zeit. Jetzt öffnet er seine Blüten, jetzt verbreitet er seinen Duft: der Phlox, die Flammenblume – eine "sommertrunkene Botschaft".

Phlox / © St.Q.
Phlox / © St.Q.

Phlox ist das altgriechische Wort für Flamme, die intensiven Farben der Wildarten waren wohl der Impuls für die Namensgebung. Der leidenschaftliche Staudenzüchter und Gartenphilosoph Karl Foerster stand buchstäblich in flammender Liebe zu der dauerblühenden Sommerstaude und schwärmte: "Sommer und Leben wären wirklich ärmer ohne diesen Duft spendenden Begleiter von fünfzehn Sommerwochen. Er hat so recht einen altväterischen Sommerduft, einen Duft, der uns auf Erden heimisch machen will."  

"Altväterlich", das wollte die Gartenfachwelt im Nachgang der 68er Bewegung bestimmt nicht sein. Und so verschwand der Phlox, zumindest aus den professionell gestalteten Gärten. Erst mit der Renaissance der Liebe zum Landleben feiert auch der Phlox als typische Bauerngartenpflanze sein Comeback.

Töne von Violett bis Reinweiß

Farblich gesehen ist dabei außer Gelb alles zu haben: Intensive Rot- Rosa- und Violett-Töne genauso wie deren zarte Pastellvariationen, es gibt Blüten mit einem andersfarbigen "Auge" und es gibt den reinweißen Phlox. Oder auch die Sorte Phlox maculata ´Natasha´, sie ist rosa-weiß gestreift.

Auch in der Höhe ist die Auswahl groß: Da gibt es sehr hohe Sorten mit über 150 cm Höhe, aber auch niedrigere Staudensorten, die nur 50 bis 60 cm hoch werden. Wo viel Sonne auf frische, nährstoffreiche, lehmig-humose Böden scheint, da setzt der Phlox von Juli bis September seine Akzente. Der Phlox ist die Sommerstaude. Er signalisiert den Beginn der Ferienzeit und blüht noch treu, wenn der Gärtner aus dem Urlaub heimkehrt.

Angepasste Sorten pflanzen

Dies alles gilt aber nur dann, wenn man die richtige Sorte pflanzt. Wenn nämlich die einen meckern, Phlox sei kapriziös in der Pflege, blühfaul und kurzlebig, er leide furchtbar an Mehltau und sei außerdem die Leibspeise gewisser Nematoden, der Älchen, und wenn die anderen sagen, der Hohe Phlox sei völlig unkompliziert und blühe in üppiger Pracht – dann haben beide Recht. In seinem Herkunftsland Amerika besiedelt der Phlox einen Raum, der über 1.ooo Kilometer hinweg von Illinois im Norden bis nach Georgia im Süden reicht. Auch wenn es durchweg lichte, bewaldete Niederungen der Flusstäler sind, auf denen der Phlox wächst, musste die Pflanze sich auf der gewaltigen Strecke an verschiedenste Klimabedingungen anpassen. So gibt es auch hierzulande Sorten, die im trocken-heißen Weinbaugebiet prächtig gedeihen, andere im regenfeuchten Voralpenraum oder im kühlen Norden.

Lange Zeit war der sicherste Tipp für Phlox-Käufer, regionale Sorten beim Staudengärtner in der unmittelbaren Nähe kaufen. Inzwischen hat Perenne, ein Verein für Staudenzüchtung, eine Liste von 21 Sorten zusammengestellt, die von Nord- bis Süddeutschland uneingeschränkt empfohlen werden können*. Dazu gehören alte Sorten, wie die altrosafarbene, dunkel geäugte ´Landhochzeit´, die Karl Foerster 1949 gezüchtet hat. Aber auch moderne wie ´Freudenfeuer´, die 1994 von Andreas Geadt entwickelt wurde. Es sind im Ausdruck zarte wie ´Pünktchen´ und eher kräftige wie ´Düsterlohe´ mit dabei.

Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum

Und dann gesellt sich zur großen Auswahl an hohem Staudenphlox noch der eher zierliche Wiesenphlox, der Breitbandphlox, der halbschattenliebende Waldphlox, der kleine Sommerphlox und schon im Frühjahr der so ganz andere Polsterphlox. Mit ihm beginnt die Phloxblüte also eigentlich schon im Mai und dauert bis zum Frostbeginn, womit der Phlox als "Sommerstaude" uns reichlich Sommerzeit beschert. Sie alle diese Phloxarten gehören zur Familie der Himmelsleitergewächse, was wunderbar passt, denn gerade der Phlox bringt uns mit seinen Farben und Düften dem Sommerhimmel so nah. Oder wie Karl Förster sagt, er bringt eine sommertrunkene Botschaft:

"Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum. Ihm fehlt ein Kronjuwel. Phlox ist das eigentlich große Farbensiegel des Hochsommerglücks. Ich wüßte kaum, von welcher Pflanze in ihren vollen, monatelangen Entfaltungen so viel Farbsensationen und solche Sättigungen des Auges ausgingen wie vom Phlox! Alteingewachsene Pflanzen edelster Phloxe scheinen in den Zeiten ihres Vollflors in einer Glückserfüllung zu stehen, von der ihr Dufthauch eine sommertrunkene Botschaft bringt."

Übrigens: der Phlox blüht und riecht nicht nur schön: er schmeckt auch nach Sommer. Einfach eine Blüte pflücken und den Nektar aussaugen!

(Claudia Vogelsang / St.Q.)

*) Gärtnereien bewerben vor allem bestimmte Phlox-Sorten als "empfohlen von Perenne"