Lammert startet Ökumene-Initiative

Spaltung der Kirchen überwinden

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat zur Überwindung der Kirchenspaltung aufgerufen. Die bestehenden theologischen Unterschiede und die verschiedenen Traditionen reichten nicht mehr aus, die Trennung länger zu rechtfertigen, sagte er am Montagabend in Berlin. Nun startet er eine Ökumene-Initiative mit vielen anderen Prominenten.

 (DR)

"Als Christen im Land der Reformation stehen wir in der besonderen Verantwortung, Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben", betonte Lammert, der katholisch ist. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung in der katholischen Kirchengemeinde Maria Gnaden in Berlin-Hermsdorf.



Lammert kündigte für Mittwoch die Veröffentlichung eines Aufrufs "Ökumene Jetzt - ein Gott, ein Glaube, eine Kirche" an. Der Appell wurde von prominenten Katholiken und Protestanten aus Politik, Kultur und Sport unterzeichnet. Unter ihnen sind nach Angaben der Initiatoren Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Bundesminister Thomas de Maiziere und Annette Schavan (beide CDU) sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier und der Fernsehjournalist Günther Jauch.



Anlass der Initiative ist der 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in diesem Jahr und der bevorstehende 500. Jahrestag der Reformation 2017. Lammert sagte dazu, mit Blick auf diese Ereignisse werde es sicher grandiose Ausstellungen, Symposien und Literaturveröffentlichungen geben. "Ich finde aber den Gedanken unerträglich, dass alles danach wieder ist, wie es vorher war", betonte der Bundestagspräsident.



Mehr Verbindendes

"Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt", heißt es in dem Aufruf. Man dürfe sich auch nicht mit dem Ziel zufrieden geben, dass die Kirchen sich gegenseitig als Kirchen anerkennen. "Dieses Ziel ist notwendig, aber zu klein." Die Unterzeichner räumen ein, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gebe. "Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen." Katholische und evangelische Christen verbinde viel mehr, als sie unterscheide.



Der Aufruf appelliert an die Kirchenleitungen, die Christen vor Ort in ihren ökumenischen Bemühungen zu unterstützen. Die Ökumene dürfe nicht "in ein Niemandsland zwischen den Konfessionen" abwandern. Die Gemeinden rufen die Unterzeichner auf, kirchliches Leben verstärkt miteinander zu gestalten und die organisatorische Einheit anzustreben.



Zu den weiteren Unterzeichnern gehören die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt, der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Maier, der Präsident und der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach und Michael Vesper, der Schriftsteller Arnold Stadler, der Bildhauer Günther Uecker, sowie Bundestagvizepräsident Wolfgang Thierse und der Freiburger Sozialphilosoph Hans Joas.